Mile after mile

Okay. Was blieb mir anderes übrig? Hätte ich die Reise nun frühzeitig beenden sollen? Oder doch länger an dem Ort verweilen müssen? Ach herrje…es ist der 04.07. Der amerikanische Unabhängigkeitstag. Überall gibt es seit geraumer Zeit Feuerwerk zu kaufen. Riesige Pakete mit noch viel größeren Effekten laden zum einkaufen ein. Doch gleichzeitig bedeutet dies auch, dass die Läden geschlossen haben. Somit auch die Mechaniker. Ich öffnete die Motorhaube und starte den Motor. Soweit so gut, doch die grüne Pfütze neben meinem rechten Vorderrad schaut nicht gut aus. Bubbles weint. Nein, Bubbles blutet. Es tropft unaufhörlich. Ich öffne den Verschluss für das Kühlwasser und kippe normales Wasser nach, denn Kühlflüssigkeit ist mir ausgegangen. „You don´t need car troubles today.“ Die ältere Dame hat vollkommen recht! Wir kommen kurz ins Gespräch und zum Abschluss sagt sie mir, dass sie für mich ein Gebet sprechen wird. Das hilft immer, so wie sie sagt. Ich bedanke mich und kippe noch etwas mehr Wasser in den Behälter. Wie lange würde die Mühle noch durchhalten? Gäbe es Anzeichen vor dem Totalschaden? Zwei ältere Herren geben mir den Ratschlag unbedingt eine Werkstatt aufzusuchen bevor ich mich weiter auf den Weg mache. Doch ich kann mir keine Unterkunft in Great Falls leisten. Und ich muss auch gestehen, dass mir das Geld langsam zu schade wird. Jaja, „gefährlich…“ „Auto Wiederverkauf“. Blablabla… Rums! Die Haube ist dicht und ich lege den Rückwärtsgang ein. Nächstes Ziel? Irgendwo nahe Galcier National Park.

Back on the roads

Die Straße hat mich wieder. Wenige Tage nach dem Bright Angel Abenteuer bin ich aufgebrochen. Optionen gab es viele, doch für mich stand Page als nächstes auf dem Plan. Der Antelope Canyon ist ja nicht nur irgendein Slot-Canyon. Nein, es ist gleich der Beste der Welt. Davon musste ich mich OLYMPUS DIGITAL CAMERAnatürlich selbst überzeugen. Der Weg war gar nicht mal so lang doch zog sich das Gefahre etwas hin und die extreme Hitze sorgte für alles Weitere. Ich schaffte es sogar noch am selben Tag den unteren Canyon zu besuchen und war ziemlich begeistert! Das lag aber nicht nur am Canyon selber, der durch die wunderschönen, vom Wasser und Wind geschliffenen farbigen Wände zu überzeugen weiß, sondern auch am motiviertem und gut gelaunten Guide, der uns die gute Stunde im Canyon mit allerhand Informationen versorgte und bei Laune hielt. Teilweise ziemlich eng und hoch schlängelt sich der Canyon durch die Wüste. Eine Leiter brachte uns hinab damit wir am Ende durch eine winzige Bodenöffnung wieder an die OberflächeOLYMPUS DIGITAL CAMERA zurückfanden. Dabei schoss ich zahlreiche Bilder und auch der Guide half uns wirklich gute Spots und Winkel zu finden. Nach dem überaus spannenden Augenschmaus beschloss ich auch den oberen Canyon zu besuchen. Allerdings reservierte ich einen Platz für die 10:30 AM Tour für den nächsten Tag, da die obere Schlucht besonders für ihre Lichtstrahlen bekannt ist, die immer dann entstehen können, wenn die Sonne am höchsten steht. Meine Gesuche für eine Couch wurden leider abgelehnt. Zu kurzfristig. Eine Suche nach einer anderen Unterkunft endete mit den horrenden Preisen. Es blieb noch der Campground. Bevor ich mich auf den Weg machte wollte ich noch mein Handy laden.

Horseshoe Bend und andere Ernüchterungen

Ich kam ins Gespräch mit Vivien. Sie reiste ebenfalls alleine und kommt aus Toronto. Wir unterhielten uns lange übers Reisen und kurze Zeit später klinkte sich ein Einheimischer ins Gespräch ein und erzählte uns von seinem Wohnort, welcher etwa 1 ½ Stunden entfernt lag. Es gäbe dort so viele Canyons die kein Tourist kennt. Kein Wunder, sind sie doch auf Privatgelände und gut gehütet. Vivien und ich schauten nach Dingen die wir gemeinsam machen könnten. Zwei weitere Personen halfen uns dabei interessante Orte zu finden. Am Ende hatten wir eine lange Liste die dazu geführt hätte, dass wir ca. einen vollen Monat im Staat verbringen könnten und jeden Tag etwas zu tun gehabt hätten. Wir malten uns aus wie es wäre mitten in der Pampa zu campen um all diese coolen Dinge zu sehen. Noch in derselben Nacht fuhren wir zum Horseshoe Bend, eine Schlucht mit herausragendem Fels. Die Worte gehen mit mir durchOLYMPUS DIGITAL CAMERA…sehr detailliert. Ein Fels. Nun ja, wir drehten auf halbem Wege wieder um, da wir ein entferntes Jaulen nicht identifizieren konnten. Der Plan für die Nacht sah dann so aus, dass wir beide jeweils im eigenen Auto pennten. Walmart war mein gewählter Ort, sie verblieb auf dem Mc Donalds Parkplatz. Morgens gegen 6 Uhr klopfte ich an ihre Fensterscheibe. Meine Nacht war ziemlich beschissen und fast ohne Schlaf. Mir war übel und schummrig. Dennoch beschlossen wir noch einmal den Horseshoebend anzufahren. Und siehe da. Ein großer Fels umgeben von einem Fluss. Gähn. Natürlich nur weil ich müde war. Oder auch nicht.

Antelope Canyon die zweite

Die andere Ernüchterung spiegelte sich dann im oberen Antelope Canyon wider. Ja, ich weiß. „Es ist doch der beste Slotcanyon der Welt!“ Mein Fazit? Zu viele Leute. Zu dunkel. Der Guide war nicht halb so gut. Ich war mehr damit beschäftigt meiner Gruppe zu folgen, anderen Menschen auszuweichen OLYMPUS DIGITAL CAMERAund Platz zu machen für Fotografen mit Stativ. Dazu das mangelnde Licht und die dadurch mangelten Farben. Dafür doppelter Preis. Großartig! Nein, ehrlich. Hätte ich das nur ansatzweise gewusst, dann hätte ich es mir geklemmt. Ja, ich sah ein paar dieser Lichtstrahlen. So halbwegs zwischen den Leuten. Beeilung war angesagt, denn mehr Leute rückten in den Canyon vor. Von Genuss kann nicht die Rede sein. Ja, es war schön den Canyon zu sehen, aber der Gesamteindruck hat mich einfach nicht überzeugt. Meine Empfehlung: Spart euch den oberen Canyon, wenn ihr jemals vor der Entscheidung steht. Vivien und ich machten aus uns am Strand zu treffen, doch ich konnte sie nicht finden, so dass ich beschloss weiter zu düsen. Meine Müdigkeit setzte ziemlich stark ein und noch immer fühlte ich mich nicht auf Vordermann. Ich stoppte in Kanab und entschiOLYMPUS DIGITAL CAMERAed mich den Rest des Tages auf dem Campingplatz zu verbringen. In Page hatte ich mir extra ein Zelt gekauft. Das Gute von Walmart natürlich. Zion National Park war etwa 40 Minuten entfernt, so dass ich gleich zwei Nächte buchte. Gegen Abend trudelte Vivien in der Stadt ein und wir vereinbarten Angels Landing gemeinsam anzugehen. Treffzeit: 6:30 AM bei Mäcces. Ich war bereits im Schlafsack verschwunden als ich mich eine Mitteilung erreichte, dass sie sich aus ihrem Auto ausgesperrt hatte. So ganz genau wusste ich nicht wie ich ihr helfen konnte, doch ich machte mich sogleich auf den Weg. Zum Glück hatte sie das Autodach einen kleinen Spalt auf, so dass ich mit meinem Wanderstock die Türen entriegeln konnte. Held in Not würde ich sagen.

Zion National Park

Gegen kurz vor sieben klopfte ich wieder an ihre Fensterscheibe. Nach meinem teuersten und schlechtesten Frühstück aller Zeiten machten wir uns auf den Weg zu Zion. Wir fuhren mit zwei Autos da Vivien in der Nähe des National Parks bleiben wollte. Alleine die Einfahrt in den Park selber war beeindruckend. Die Straße schlängelte sich durch einen Canyon und verlieh dem ganzen eine OLYMPUS DIGITAL CAMERAspannende und schön anzuguckende Komponente durch die rote Farbe der Fahrbahn. Abgelenkt durch die brachiale Schönheit verfuhren wir uns und waren schneller wieder aus dem Park als wir es realisieren konnte. Bei der erneuten Einfahrt fragte ich direkt nach Angels Landing und stellte fest, dass die Straße dorthin gar nicht für private Fahrzeuge geöffnet war. Nach dem Auffinden (wir fuhren wieder in die falsche Richtung) des Visitor Centers und dem vorbereiten für den Hike saßen wir dann auch endlich im Bus auf dem Weg zum weltbekannten Trail. Nach der Enttäuschung des oberen Antelope Canyons war ich beruhigt, dass ich doch noch zu begeistern war. Ich hatte bereits so viel gesehen, dass ich befürchtete unter Abstumpfung zu leiden. Nun, das tue ich wahrscheinlich auch. Dazu später etwas mehr. Nachdem ich verstanden hatteOLYMPUS DIGITAL CAMERA, dass der eigentlich Angels Landing Trail nur knappe 900 Meter sind und wir vorher einen anderen Weg laufen mussten, stiegen wir auch an der richtigen Bushaltestelle aus. Der Busfahrer ermahnte uns alle noch einmal viel zu trinken und gut vorzusorgen. Am Tag zuvor hatten sie ganze acht Vorfälle in Verbindung mit der Hitze. Relativ spät und viel später als gedacht starteten wir frohen Mutes den Hike für Menschen ohne Höhenangst.

Angels Landing

Ich merkte die Auswirkungen meiner vorherigen Hikes. Ohne größere Probleme konnte ich den Weg OLYMPUS DIGITAL CAMERAaufsteigen und mich dabei normal unterhalten. Etwas was ich bei meinen ersten Unternehmungen nicht einmal ansatzweise vollbringen konnte. Zwar sind wir nicht gelaufen, doch eine gewisse Grundgeschwindigkeit konnte ich an den Tag legen. Zum Leidwesen von Vivien, die des Öfteren Pausen brauchte (die ich natürlich ebenfalls dankend annahm). Langsam schlängelten wir den Weg immer weiter hinauf. Natürlich waren wir nicht die Einzigen. Auf einem Sonntag nicht weiter verwunderlich. Fast den gesamten Aufstieg zum Angels Landing Trail konnten wir noch im kühlen Schatten vollziehen. Dann endlich…wir erreichten das Schild und somit den Beginn des anziehenden Trails. Wir hatten bereits eine beachtliche Höhe erreicht, doch was meine kleinen Glubscher erhaschten widersprach jeglicher Vernunft. Ein großer Aufdruck auf der Informationstafel verdeutlichte noch einmal: Unmittelbare OLYMPUS DIGITAL CAMERAKlippen bilden eine nicht zu missachtende Gefahr. Bereits auf dem Plateau auf dem wir standen ging es direkt ins Nichts. Das musste ich mir nicht zweimal bewusst machen. Ich warnte Vivien vor das ich unter Umständen umdrehen würde. Doch aufgeben wollte ich nicht. Eine Metallkette, die jedoch nicht durchgängig vorhanden ist, spendete uns Halt auf dem Weg weiter nach oben. Ich konzentrierte mich auf den Weg selbst und vermied den Rundumblick. Wenn dann tat ich es vorsichtig, in der Angst blöd zu stolpern und einen Abflug zu machen. Dass währenddessen Leute überholten oder mir entgegen kamen und so gut wie keine Ausweichfläche vorhanden war machte die ganze Sache nicht leichter. Teilweise war wirkliches klettern angesagt. Eine spannende, doch für mich auch beängstigende Sache zugleich. Nach ungefähr 2 ½ Stunden Gesamtzeit errOLYMPUS DIGITAL CAMERAeichten wir den höchsten Punkt und genossen die Aussicht. Ich saß etwas weiter entfernt von der Klippe. Der Rückweg gestaltete sich als wesentlich einfacher als erwartet, denn eigentlich wurde ich gezwungen den Blick nach unten zu wenden, sprich ich würde sehen wie es links und rechts hinab ging. Doch dies machte mir nichts mehr aus. Ich hatte meine Angst für den Moment überwunden. Unerwartet, doch großartig! Mein Monkeybrain gab es wohl auf verstörende Signale zu senden und begriff, dass die Angst eher hinderlich ist als alles andere. Mein Fazit: Ein anstrengender, aber überaus lohnender Hike, jedoch nichts für Menschen mit extremer Höhenangst. Eine klasse Herausforderung die durch die Umgebung zu überzeugen weiß.

Noch ein Canyon?

Vivien und ich verabschiedeten uns auf dem Parkplatz und ich machte mich auf den Weg zurück nach Kanab. Mein nächstes Ziel? Der OLYMPUS DIGITAL CAMERABryce National Park, etwa 70 Meilen von meinem Schlafplatz entfernt. Etwas später als geplant brach ich das Zelt am Folgetag ab und war gespannt auf Bryce. Ich hörte von einem gutem Hike, der direkt herunter in den Canyon führt und eine gute Rundführung bot. Alleine stiefelte ich also in der Mittagssonne in die Schlucht hinab, nachdem ich etwa 30 Minuten im Bus verbrachte, da ich nicht wusste, dass der Trailhead einen eigenen Parkplatz hatte. Mein erster OLYMPUS DIGITAL CAMERAEindruck des Canyons spiegelte sich in Ernüchterung wider. Ja, tolle Felsformationen. Ja, rote Farbe. Ui, selten und viele Jahre hat es gebraucht. „Du Banause!“ dachte ich. Doch wirklich begeistern konnten mich die besonderen Steine nicht. Der Funke wollte einfach nicht überspringen. Auf halben Wege lernte ich Nick kennen, ein anderer Reisender der mit dem Fahrrad durch die USA unterwegs ist. Jedenfalls so halb, wie er berichtet, hat er doch einen Ride von Zion nach Bryce bekommen. Kurze Zeit später fragt er mich, wo ich als nächstes hin möchte und frage mich direkt im Anschluss, ob ich ihn bis Salt Lake City mitnehmen könnte. Ich bejahte und wir sprachen die Optionen durch, da er noch sein Zelt auf einem der OLYMPUS DIGITAL CAMERAzahlreichen Campingplätze stehen hatte. Wir kamen mit Felicia ins Gespräch, eine andere Wandererin und hatten ein interessantes Gespräch über die Möglichkeit auch im Kleinen große Veränderungen herbeizuführen. Kurze Zeit später entschied ich mich dafür den Hike abzubrechen. Der Canyon konnte mich einfach nicht überzeugen und ich bot Nick ihn schon an diesem Tage mitzunehmen. Wir machten uns also auf den Weg zum Visitor Center, verluden sein Fahrrad in meinen Wagen und vereinbarten ein Treffen eine Stunde später. Noch als ich ihn in der Nähe des Camping Platzes ablud ging mir durch den Kopf mich für sein Fahrrad zu bedanken. Doch natürlich unterließ ich das.

Blutbad mit Bubbles

Noch auf dem Weg nach Salt Lake City ärgerte ich mich ein wenig darüber nicht noch einen weiteren Tag in Zion verbracht zu haben. Es gab noch einen anderen, sehr coolen Hike dort den ich gerne angegangen wäre (The Narrows). Doch es war bereits besiegelt. Ganze 4 ½ Stunden entfernt lag unser Ziel. Wir unterhielten uns über alles Mögliche, während er über seinen Vater eine Unterkunft für die Nacht organisierte, mit seiner überaus beunruhigten Mutter („Was, du hitchhikest gerade? Aber du kennst doch die Person gar nicht!“) telefonierte und die Nummer von seinem Kumpel in SLC herausfinden versuchte (mit meinem Handy, da seines kaputt war). Kurz nach neun erreichten wir die ehemalige Olympiade-Stadt und erreichten das Basic Hotel. Ein richtiges Bett nach so langer Zeit zu haben war sehr erfrischend! Das spärliche Frühstück (auf Papptellern und Pappbechern) füllte den Magen. Der Zweck heiligt die Mittel oder wie war das? Wir luden sein Fahrrad aus meinem Auto und ich startete meine nächste Etappe: Der Weg zum Yellowstone National Park. Ich saß den ganzen Tag über am Steuer und ließ zahlreiche Landstriche hinter mir. Von Berg und Tal Fahrt bis hin zu Städten war alles vertreten und recht abwechslungsreich. Gegen späten Nachmittag erreichte ich dann Jackson, eine Stadt kurz vor dem eigentlichen Park. Ampeln zwangen mich zum stehen bleiben als ich etwas wahrnahm was mir nicht gefiel. Die Temperatur des Kühlwassers stieg weiter und weiter an. Nein! Das kann nicht sein! Schnell bog ich rechts ab und machte halt auf einem Parkplatz. Noch während ich die Motorhaube anhob bot sich mir ein erschreckendes Bild. Bubbles blutete aus. Es zischte, blubberte und die grüne Flüssigkeit lief unablässig auf den Boden. Shit!

Der komische Typ auf der Straße

Nein! Nein! Nein! Das konnte nicht sein. Ich wollte schreien. Ich wollte heulen. Ich wollte ihn treten. Ihn in Flammen sehen. Ihn die Klippe runter rollen. Leiden sollte er. Leiden, so wie ich es tat beim Anblick seiner Verdeutlichung von erneuter Ermüdungserscheinung. Was sollte ich denn nun machen? Ich atmete tief ein und aus. Ich blickte mich um und wusste nicht wirklich wohin ich zuerst hingehen sollte. Frustriert schnappte ich meine Regenjacke, meine Kameratasche und stiefelte zu einem Fahrradgeschäft auf der anderen Seite der Straße. Sie zeichneten mir Mechaniker und Geschäfte ein, bei denen ich Werkzeuge bekommen würde, denn ich hatte diesen einen verdammten Schlauch in Vermutung. Vielleicht war ich in der Lage es selbst zu beheben. Doch nachdem es anfing zu regnen und ich klitschnass den Autoteilehändler erreichte, war ich ziemlich verunsichert. Es könnte doch mehr sein als nur dieser dämliche Hohlkörper. Ich stiefelte zurück zu einem der Mechaniker, bekam aber doch nur die Antwort, dass er sich den Wagen nicht vor nächster Woche anschauen könnte. Großartig…den ganzen Weg wieder zurück und noch nasser als sowieso schon erreichte ich einen anderen Autoguru. Sofern ich mich beeilen würde bot er mir an noch am selben Tag einen Blick drauf zu werfen. So schnell mich meine Plastik Crocks trugen eilte ich durch die Stadt. Schwitzend und nicht sowieso schon durchnässt musste ich lachen, während der Donner der nahen Gewitterwolken diesen surrealen Moment passend unterstrich. Was tat ich da eigentlich? Ungeplant Spaß haben…Der Mechaniker verpasste dem Schlauch eine neue Klemme und meinte, dass es damit gut sei. Wirklich? So einfach? Nun, eine kurze Testfahrt später übergab sich Bubbles erneut. Nein, das Problem schien größer zu sein…wäre auch zu schön gewesen, oder?

Entscheidungen, Entscheidungen, Entscheidungen

Bei Mäcces versuchte ich mich schlau zu lesen, was es denn sein könnte und bin auf ein Bauteil direkt an den Lüftern gestoßen. Ja…ich konnte mich nicht entsinnen, wann zuletzt der Lüfter angesprungen ist. Mein Plan: Beim Autoteilehändler anfragen ob dieser Resistor auf Lager war und selber einbauen. Sofern die Mühle mit AC lief sprang der Lüfter an. Sprich das Wasser überhitzte und tritt aus der schwächsten Stelle wieder hinaus. Plausibel. Ich kaufte mir Bärenspray für Hikes in Yellowstone und ging gegen halb zehn ins Kino. Jurassic World…nette Unterhaltung. Mehr auch nicht. Für die Nacht entschied ich mich im Auto zu schlafen. 140 Dollar für eine Unterkunft war ich nicht bereit auszugeben. Früh erreichte ich den Händler…und wurde wieder verwirrt. „Ist es der Sensor oder der Schalter?“ Was? Ich dachte doch Resistor…Fuck! Und wieder zum Mechaniker. Ich unternahm einen kurzen Versuch ihm von meiner Idee zu erzählen, doch er zeigte sich nicht begeistert. Er fragte mich,OLYMPUS DIGITAL CAMERA ob er eine Diagnose stellen soll und bot mir an, dass wenn ich das Bauteil besorgen würde, mir beim Einbau zu helfen. Am nächsten Tag. Ich musste mich entscheiden…und entschied mich für das Antreten meiner weiteren Reise. Ausschnupfen half nicht mehr, so voll hatte ich meine Nase. Ein kurzer Stopp bei einem Buchladen versorgte mich für den Fall des Liegenbleibens und schon hatte ich wieder den Wind um meine Ohren. Grand Teton National Park lag noch vor Yellowstone und bot nette Berglandschaften. Leider war ich mehr darauf fixiert auf die Temperatur Anzeige zu schielen als die Landschaft zu genießen. Das konnte ja heiter werden…

Der gelbe Stein

OLYMPUS DIGITAL CAMERAYellowstone…ein riesiger Park. Ich war gespannt was er mir bieten würde und hörte bereits im Vorwege ein bisschen was über die Geysire. So ganz genau wusste ich nicht wohin ich wollte und beschloss einen Halt beim Old Faithful einzulegen. Eines dieser großen Geysire die das Wasser besonders hoch in die Luft speit. Bevor dies jedoch geschah hatte ich noch rund eine Stunde Zeit. Viele dieser farbigen Sprudelpools lagen verstreut herum. Es war voll. Und das auf einem Montag. Ich stiefelte also auf den Holzplanken entlang und schaute mir das große Dampfen und Blubbern an. Etwas entfernt entleerte sich gerade ein kleinerer Geysir. Ich musste an Bubbles denken. Die Massen strömten zum großen Geysir und recht nah an der prophezeiten Zeit spie der alte Hoffnungsvolle seinen Inhalt iOLYMPUS DIGITAL CAMERAn die Lüfte. Wow…nicht. Ich konnte mich dafür einfach nicht begeistern. Herrje…was war los? Da war ich in einer der faszinierendsten Gegenden mit 2/3 aller Geysire auf der Welt und schaute eher gelangweilt auf den Schwall Wasser. Um mich herum Ausrufe wie „Yeah, that is cool!“ oder „Amazing!“ brachten mich wieder darüber nachzudenken, ob ich nicht doch abgestumpft war. Oder einfach mit Gedanken woanders. Ich fuhr weiter und schaute mir noch ein paar dieser Pools OLYMPUS DIGITAL CAMERAan. Farbig, heiß und nach Schwefel riechend lagen sie vor mir. Sahen denn die anderen etwas was ich nicht sah? Ich quälte Bubbles durch den Park und verließ ihn durch den Westeingang und fand in der nächsten Stadt ein Hostel, in dem ich auch die Nacht verbrachte. Ein Zimmergenosse empfahl mir einen Tageshike einen Berg hinauf, von dem sich der ganze Park überblicken ließe. Noch den selben Abend kaufte ich mir ein Fernglas, schoss mit einer Handfeuerwaffe auf einen Papierzombie (einen Ford Focus hatten sie nicht da) und aß Pizza. America, fuck yeah!

Flucht

Ich füllte das KühlwaOLYMPUS DIGITAL CAMERAsser wieder auf und machte mich auf den Weg zum besagten Hike. Noch auf dem Weg in den Park war ein frischer Autounfall…mir ging es dagegen richtig gut. Gute 70 Kilometer legte ich auf dem Straßennetzwerk des Parks zurück ehe ich den Trail (Mt Washburn) erreichte. Es ging etwas bergauf, was den Wagen natürlich noch mehr belastete. Die Temperatur sah aber normal aus. Ich bog auf den Parkplatz ein und dann das: Dampf! Oder Rauch? Ich parkte und stellte den Motor ab. Dampf stieg unaufhörlich von unterhalb der Motorhaube auf. Nöö… Ich malte mir aus das er in der nächsten Sekunde in Flammen aufging und dachte an den vollen Benzinkanister in meiner Dachbox. Blöd nur, dass ich keine Marshmallows mehr hatte für den Ernstfall. Ich ließ Bubbles dampfen und packte meine sieben Sachen für den Hike zusammen. Das erste Mal mit Bärenspray und Fernglas. Mein Gewissen brachte mich dann doch noch dazu die Haube zu öffnen…Wasser quirlte an besagter Schlauchstelle heraus und eine lange Spur auf der Straße zu meiner linken zeugte von imOLYMPUS DIGITAL CAMERAmensem Verlust. Bubbles gab alles. Der Wassertank war komplett entleert. Ein anderer Wanderer sprach mich an was denn los sei. Er bot mir an, sofern wir nach dem Hike aufeinander treffen mich in die nächste Stadt mitzunehmen, denn ich wollte den Hike so oder so angehen. Voll bepackt machte ich mich auf den 10 Kilometer langen Rundtrip und war wieder einmal über meine Kondition überrascht. Nach eineinhalb Stunden erreichte ich die Spitze, verbrachte etwas Zeit und eilte in einer Stunde wieder bergab. Die Aussicht war okay. Der große Krater von einem super starken Ausbruch von vor hunderten von Jahren war sichtbar. Im Prinzip ein großes Tal. Ich füllte den Wassertank wieder auf und schnellte gen Norden.

Bis zum Schluss

In Gardiner wollte ich nach einem Mechaniker schauen, doch ich hatte keine Lust. Ich fuhr einfach weiter. Immer weiter und immer weiter. Ich spielte mit dem Gedanken die Nacht durchzufahren. Sofern die Kiste dieses Spiel mitmachte. Gut jede Stunde legte ich eine kurze Pause ein schaute nach dem Wasserstand, füllte auf, tankte bei Bedarf und raste davon. Mit lauter Musik und guter Laune OLYMPUS DIGITAL CAMERAfuhr ich nicht nur dem Sonnenuntergang entgegen, sondern auch der Ungewissheit was vor mir lag. Ein berauschendes Gefühl, war mir doch fast alles egal in diesem Moment. Ja ich hoffte fast, dass Bubbles starb, so dass ich endlich nicht mehr an alle möglichen Eventualitäten denken musste. So dass ich endlich wieder als Backpacker unterwegs sein konnte. Denn ehrlich…zu diesem Zeitpunkt hatte ich doch bereits alles gesehen, was ich gesehen wollte und noch viel mehr. Ich riss die Kilometer ab und erreichte irgendwann Great Falls. Ziemlich nah an der kanadischen Grenze. Und nahe des Glacier Parks, dem ich noch einen Besuch abstatten will. Ich entschied mich dort zu übernachten und suchte mir einen Platz zur späteren Stunde in einer Wohnsiedlung. Nach einem kurzen Frühstück und dem Versprechen ein Gebet zu bekommen machte ich mich wieder auf den Weg. Die grüne Pfütze vom Vorabend auf demselben Parkplatz erzählte eine Geschichte die ich nicht unbedingt mochte. Aber sie ist Teil meiner Reise.

Cut Bank? Wo ist das?

Und nun? Nun hocke ich fest. Die Zeit zwischen den grünen Tränen wird immer kürzer, das Problem immer riskanter. Ich schaffte es bis nach Cut Bank, etwa 40 Minuten entfernt von Glacier National Park. Eine kleine Stadt mitten in der Wüste. Was mache ich nun hier? Abwarten…und jede Menge Tee trinken. Es ist Feiertag und der Park sicher überfüllt, wenn ich überhaupt beschließen würde den Park anzufahren. Auf einem Campingplatz finde ich etwas Ruhe. Zeit diesen Blogeintrag zu schreiben und Zeit zum Lesen. Morgen will ich dann doch zum Mechaniker. Es widerstrebt mir…total. Aber ich muss was unternehmen. Zumindest wissen was es ist und wie viel es kostet. Definitiv werde ich nicht nach Toronto durchfahren. Vancouver ist zwar auch noch ein gutes Stück entfernt, doch ich habe genug Überraschungen von meinem Wagen erlebt, als das ich diese Spannung und Erwartungshaltung länger als nötig aushalte. Mehr als 13.000 Kilometer bin ich jetzt schon mit ihm durch Kanada und USA gefahren, habe viel von ihm abverlangt und gönne ihm noch immer keine Ruhe. Eigentlich hatte ich erwartet, dass selbst hier eine große Fete hinsichtlich des Independence Day startet, doch Pustekuchen. Das gibt mir genug Zeit mich mal wieder mit mir selber zu beschäftigen, mein neues Buch zu lesen, gelangweilt durch FB zu scrollen oder einfach die Wand anzustarren.

Abstumpfung?

Ich habe die letzte Zeit so viele Dinge gesehen…Zu viele Dinge. Eine Reizüberflutung sondergleichen. Mich begeistern die Geysire nicht, die Fahrt durch Yellowstone erinnert mich müde an Kanada, wo insbesondere in BC solche Abschnitte haufenweise zu befahren sind (ohne die Geysire natürlich). Bryce Canyon ist doch nur ein Canyon mit anders artigen Felsformationen und roter Farbe. Hey! Begeistern konnte mich hingegen Zion National Park mit seinem brachialen Angels Landing Aufstieg. Die Fahrt durch die Staaten ist mitunter spektakulär – wenn man es noch nicht kennt. Ab und zu erhasche ich etwas, was meinen Augen auffällig gefällt. Im Regelfall habe ich mich offenbar aber so sehr daran gewöhnt diese Landschaften zu sehen, dass ich mich so fühle wie auf der langweiligen Autobahnfahrt von Hamburg nach Berlin. Okay, vielleicht nicht ganz so schlimm aber bemerkbar ist es allemal. Ich erlebe wahnsinnig coole Dinge, treffe atemberaubende Personen und sehe Dinge, von den anderen ihr Leben lang nur träumen. Trotz all dieser Vorteile meines Reisens erlebe ich auch andere Dinge. Gerade die Einsamkeit nagt oft an mir. Umso schöner dann mit jemanden zusammen etwas zu unternehmen. Ab und zu geht mir nur der Gedanke durch den Kopf nach Hause zu fahren. Als ob ich genug habe. Und doch werde ich mich vermutlich hierher zurücksehnen, sobald ich wieder in der vertrauten Umgebung verweile. Die Ungewissheit ist reizvoll und doch beängstigend zugleich. Mein Geld verbrennt mit der Geschwindigkeit wie ich Bubbles gerne brennen sehen wollen würde. Und doch…Ich werde das Ausmaß meiner Reise wohl erst im Nachhinein komplett verstehen und erkennen. Lasst euch nicht von den Bildern und den Texten allzu sehr blenden. Ich bin noch immer ein Mensch der mit dem Alltag kämpft, auch wenn dieser Alltag anders aussieht als bei vielen anderen.

 

Euer Christian

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2 Gedanken zu „Mile after mile“

  1. Mein kleiner Brosi, ich freu mich auf Dich! Deine Bilder sind toll, selbst wenn ich das auch schon alles mit eigenen Augen gesehen habe. Es ist ein Traum. Bis gaaaaaanz bald, genieße die letzten Tage! <3

  2. Hi Christian.

    Ich sitze nun gerade kurz vor Prince George und frage mich: Bist du nun noch in Nordamerika oder wieder in good old Europe?

    Tolle Bilder (as always….) und ich drücke Dir die Daumen, dass Du von Deinen Erlebnissen noch lange zehren kannst 🙂

    BB

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