Welcome to ´Murica!

Oreo…Oregami…Oregon!?

Ja fast schon hektisch bin ich aufgebrochen. Nichole fragt mich noch ob ich etwas in die Wäsche schmeißen will, da komme ich schon mit meinem Backpack um die Ecke. „Ach, so schnell willst du los?“ Verdammt, ich habe diese Gastfreundschaft nicht mehr ausgehalten. Bekocht und bespaßt zu werden plus eigenes Zimmer und sämtliche Freiheiten zu besitzen war mir zu gefährlich. „Jetzt oder nie!“ meine Devise in dem Moment. „Abenteuer, Abenteuer, Abenteuer!“ Nichole hampelt mit mir rum. Gute Laune verbreiten. Die Fehlerquelle hatte ich ja nicht gefunden am Auto. Und endlich fallen lassen nach so langer Zeit muss auch erst einmal getan werden. Gegen 11 Uhr klappten die Türen. Die Dachbox war befestigt, alle Sachen an Bord und schon ging es Richtung amerikanischer Grenze. Natürlich war mir mulmig zu Mute. Große Klappe, eh? Dann schon ein großes Fettnäpfchen. Klar wie Kloßbrühe reihte ich mich in der „Nexus Line“ an der Grenze ein. Bevor ich jedoch reagieren konnte gab es kein Zurück mehr…ich überholte ohne Probleme die lange Warteschlange. Dann sollte ich eine Karte zeigen. Vermutlich nicht meine Jodelklub-Karte. Ich drehte das Fenster runter und fuhr an den Grenzposten. „Sorry, I did something wrong…I guess.“ Ein grimmiger Grenzlemming schaut mich an. “Who does this car belong to?” Lauter Fragen musste ich schnell beantworten. Was ich denn in den USA wolle, warum ich überhaupt ein Auto habe und ob ich fertig bin mit Arbeiten. Er gibt mir einen orangenen Zettel und verabschiedet sich damit, dass er von einer Strafe von 5.000 USD wegen Falschnutzung der Nexus Line absieht. Joa, danke!

Welcome to ´Murica

Ich konnte mir nicht vorstellen zweimal Glück zu haben, so dass ich mich entschloss mich in die reguläre Warteschlange im Abfertigungssaal einzureihen. Etwa 20 Minuten später war ich an Reihe. Wieder wurden mir allerhand Fragen gestellt. Weitaus mehr als zuvor. Wie viel Geld ich denn besitze, ob ich ein Rückflugticket besitze (wovon sie einen Nachweis sehen wollte), wo ich hinwill, wie ich zurechtkomme, ob ich ein Zelt habe, ob ich wen kenne, woher ich sie kenne, wo ich als erstes hin möchte…zwischendurch faltete sie ein Blatt Papier und säuberte sich die Fingernägel. Ich ließ mich nicht ablenken. Zeitweise sah es so aus, als ob sie nach etwas suchte um mir definitiv die Einreise zu verwehren. Sehr komisch, aber schlussendlich reichte sie mir den grünen Waiver zur Einreise. Willkommen in ´Murica! Bis zum 27 August habe ich nun Zeit durch die Gegend zu gurken. Schnell machte ich mich auf zur Weiterreise bevor sie es sich noch einmal anders überlegen würde. Auf Highway 5 schnellte ich vorbei an Seattle und Tacoma, denn Interesse hatte ich nicht wirklich, auch wenn Seattle beim vorbeifahren schon etwas beeindruckend ausschaute. Mein Ziel war es bis nach Astoria zu kommen, welches in Oregon lag. Die 101 entlang der Küste zu fahren ist für viele eine Verwirklichung ihres Traumes. Was mich dort erwarte wusste ich nicht wirklich. Ich bin und bleibe wohl der bestvorbereiteste Reisende aller Zeiten.

Vulkan, Subway, Camping

Jim erzählte mir von Mt. St. Helens, ein Vulkan der Mitte der Achtziger Jahre ausgebrochen ist und rund 50 Leben gekostet hat. So richtig konnte ich nichts damit anfangen, entschloss mich aber kurzerhand auf die 504 einzubiegen und einen „Abstecher“ zu diesem Vulkan zu machen. Gewöhnungsbedürftig waren die Anzeigetafeln…Um zum Johnsten Ridge Observationspunkt vom Visitor Center zu kommen sind es gute 55 Meilen. Gute 88 Km, also nicht ohne. Immer war es bereits fünf PM. Ach was solls…ich fuhr drauf los und erreichte auch irgendwann den spektakulären Ausblick gebenden Punkt. Die Dimension war einfach gigantisch…und unvorstellbar. Ich genoss den Anblick und gurkte gegen 7 PM wieder zurück, denn St. Helens ist eine Sackgasse. Dunkler und dunkler wurde es und die Entscheidung bezüglich einer geeigneten Unterkunft rückte in den Fokus. Während eines Aufenthaltes bei Subway entschied ich mich nach Oregon weiter zu düsen und einen Campingplatz zu suchen. Irgendwo im Nirgendwo wurde ich dann auch fündig. Nach einer Selbstregistration bereitete ich mich auf meine erste Nacht im Auto vor. So wirklich ungemütlich fühlte es sich nicht an, doch ich brauchte eine Weile bis ich Schlaf fand. Die Nacht war unruhig für mich und ich war bereits weit vor dem Wecker wieder auf den Beinen.

Cape Disappointment

Auf dem Highway 30 setzte ich meine Reise fort und erreichte Astoria. Ich nutzte meine gewonnen Zeit durch das frühe Aufstehen um meine Vorräte ein wenig aufzustocken. Nach einem kurzem Abstecher zu einem Dock auf dem gut und gerne 100 Seehunde rasten, lärmen und stinken fuhr ich auch schon über eine riesige Brücke nach Washington. Wie, zurück? Nun ja, ich wollte nun mal diese Brücke befahren. Gesagt getan. Ein Schild auf der anderen Seite erlangte meine Aufmerksamkeit: Cape Disappointment – 11 Miles entfernt. Okay, dann mal hin da! Ich dachte erst, dass es recht enttäuschend werden würde (warum sollte es sonst auch so heißen?), wurde aber eines besseren belehrt. Zehn Dollar habe ich für ein Tagesticket bezahlt, aber selbst die freiwilligen Helfer müssen ihren Jahrespass selber kaufen. Ich hatte einen wahrhaft gigantischen Blick auf die Küstenlinie und soweit das Auge reichte bis der weitere Landstrich im Dunst der Entfernung verschwand. Ich wanderte noch etwas am Strand entlang und setzte mich wieder ins Auto, um meine Reise in Oregon fortzusetzen. Mein Auto lief bis dahin problemlos und brachte mich sicher über diese riesige Brücke. Again. Schnell erreichte ich den gewünschten Highway 101 und war gespannt auf die Dinge, die ich erleben und vor allem sehen würde.

Attention H** 101

Zwar habe ich den Highway nicht von Washington aus begonnen, doch die guten 700 Meilen die ich in ein paar Tagen abgerissen habe, waren voller Sehenswürdigkeiten und Strände. Strände soweit das Auge reicht. Ein beeindruckender Küstenabschnitt folgt dem nächsten. Ich muss gestehen…mir war das zu viel des Guten. Alle fünf Meter prangerte ein Schild auf der einladend ein neues Abenteuer verzeichnet war. Würde ich an jedem dieser Wegweiser halten wäre ich noch immer in Oregon unterwegs. Besonders stachen aber Haystack Rock und der Nahelem Bay State Park hervor, bei dem ich auch (nach langer Überlegung und Suche nach einem geeigneten Schlafplatz) als Campingort nutze. Der Strand war einfach wunderschön und ließ erahnen, welch Sonnenuntergängen hier beigewohnt werden kann. Bevor ich meine Reise fortsetzte entschloss ich nach regnerischer Nacht und eher rauem Morgen einen ausgedehnten Spaziergang an genau diesem Strand zu unternehmen. In Manzanita pflanzte ich mich in die Bibliothek um ein paar Ideen für Oregon zu bekommen. Weit ins Landesinnere wollte ich dabei nicht fahren, wobei viele gute Dinge in dem Staat zu sehen sind. Einen längeren Halt als auch Hike legte ich am Cape Lookout ein. Nun, namensgebendes Wetter hatte ich leider nicht, dafür war der Nebel in dem Regenwald ein dramatischer Effekt der mir persönlich ausgesprochen gefallen hat. Der eigentliche Hike war mit knappen sieben Meilen (Rundtrip) eine zweistündige, wunderbare Abwechslung zum langen Sitzen im Auto.

Noch mehr 101

Direkt im Anschluss stattete ich noch Cape Diwanda einen Besuch ab. Ein große Düne mit interessanten Felsformationen. Nach meinem langem Hike zuvor eine nicht ganz einfach zu bewältigende Aufgabe und zwischendurch fing es natürlich auch noch an zu regnen. Dennoch ein sehr schön anzusehendes Stück Natur. Für die Nacht suchte ich mir erneut einen Campingplatz in der Nähe von Florence, denn ich wollte unbedingt das Sandboarding ausprobieren. Doch wie Pläne nun einmal so sind war der Sand am Folgetag noch immer nass, so dass ich beschloss weiterzufahren. Immer weiter die 101 Richtung Süden. Ich besuchte (durch Zufall) den höchsten Leuchtturm an der Westküste Oregons mit 28 Metern und gönnte mir auch die 45 minütige Rundführung samt Erläuterungen zum damaligen Leuchtturmwärter Leben, welches schon ziemlich hart gewesen ist. Noch am selben Tag besuchte ich das Marine Museum in Newport und das Cape Perpetua, welches ebenfalls sehr beeindruckend war. Auch hier war die Aussicht auf die Küste vom „Berg“ durch eine konstante Wolke eher hinderlich als förderlich. Ich genoss einen kleinen Spaziergang am Strand, streckte meine Füße gen Wasser und verbrachte die Nacht auf einem Campingplatz am Heceta Beach.

Never again Oregon Dunes

Der dritte Juni startete mit der größten Seelöwenhöhle Nordamerikas. Für stolze 14 Bucks brachte mich der Fahrstuhl etwa 200 feet unter die Erde zu einer größeren Höhle. Der Anblick war schon sehr cool, auch wenn die besagten Tiere durch Abwesenheit glänzten. Einige Informationstafeln und ein kleiner Film brachten die Geschichte und natürlich die Tiere, die in der Höhle leben, näher an die Besucher. Auf meinem weiteren Weg entlang der 101 bin ich dann auf die Oregon Dunes gestoßen die ich mir natürlich nicht entgehen lassen wollte. Nun, der Hike war ziemlich lame und auch wenn er einen Großteil am Strand entlang führte, sind die Dünen nicht wirklich nennenswert. Dann die Schrecksekunde, als ich bemerke, dass ich den Trail verlassen und mich somit verlaufen hatte. In etwa wusste ich, in welche Richtung ich gehen musste, doch immer weiter geriet ich ins Unbekannte. Als ich dann auch noch Bärenspuren im Sand entdeckte beschloss ich mein Tempo ein wenig zu erhöhen und machte nebenbei Geräusche, um mich erkenntlich zu geben. Irgendwann bin ich dann tatsächlich korrekt abgebogen und erreichte den Trail. Körperlich ziemlich erschöpft schleppte ich mich zum Auto und beschloss Oregon zu verlassen und Kalifornien in den Angriff zu nehmen!

Bäume!

Ich schaffte es bis zu den Redwood Trees im Norden von Kalifornien und verbrachte die Nacht wieder einmal auf einem Campingplatz. Die Trees of Mystery die ich am Folgetag besuchte waren schon sehr beeindruckend. Da gab es zum Beispiel den Family Tree, der ganze 12 eigene Bäume trägt. Die Dimensionen sind gigantisch und ich habe den Aufenthalt sehr genossen! Wesentlich entspannter und besser als die Dünen in Oregon. Der Big Tree mit guten 92 Metern Höhe und einem Umfang von 20 Metern war ein guter Abschluss und ich setzte meinen Weg fort. Mein Ziel: In die Nähe von San Francisco kommen. Da die 101 die Küste in Kalifornien verlässt und ins Landesinnere zieht habe ich kurzerhand beschlossen die 1 anzufahren, die an der Küste entlang verläuft. Doch sobald ich dort ankam stellte ich fest, dass ich keine große Strecke mehr zurücklegen würde, da die Straße sehr kurvenreich und die Geschwindigkeitsbegrenzung sehr niedrig ist. Ich eierte also wieder zurück zur 101, kam durch ein sehr schönes Weinanbaugebiet und konnte eine Tankstelle nicht verlassen, da Bubbles mal wieder zickig war. Gute 15 Minuten stand ich dort mit offener Motorhaube und hoffte, dass die Mühle wieder anspringen würde. Und ja! Ich konnte meinen Trip fortsetzten, allerdings mit dem mulmigen Gefühl nirgends wirklich anhalten zu können. Dennoch machte ich einen Stopp etwa 90 Meilen vor San Francisco und fragte nach dem Preis für den Campingplatz. Stolze 42 Dollar überzeugten mich wieder zurück auf die Straße zu begeben. Es musste bereits um die 7 PM gewesen sein als ich mich dazu entschied einfach durchzufahren. Irgendwas wird sich ja schon ergeben, oder?

Doch nur eine Brücke

Etwa zwei Stunden später erreichte ich San Francisco und begutachtete die Golden Gate Bridge im Halbdunkeln. Ich hatte keine Ahnung wo ich übernachten könnte, überquerte die berühmte Brücke und verirrte mich in den wirren Straßen der großen Stadt. Natürlich hatte ich keine Karte und auch kein GPS. Es wurde später und später bis ich schließlich einen Platz gefunden hatte, an den ich mich stellte. Doch wohl war mir dabei nicht, so dass ich beschloss noch ein wenig weiter zu fahren. Mit Müh und Not konnte ich Pacifica erreichen und war bereits dermaßen müde, dass ich sicher ein bis zwei Stoppschilder einfach überfahren habe. Ich suchte mir eine ruhige Straße, stellte den Wagen ab und kletterte in den Schlafsack. Die Nacht war ziemlich unruhig und wirklich tief geschlafen habe ich nicht. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen stellte ich den Wecker auf fünf Uhr morgens um den Platz zu verlassen. Erneut irrte ich dann früh morgens durch San Francisco und konnte auf die Schnelle keinen Parkplatz finden. Schlussendlich wurde ich fündig und konnte nach meinem kurzen Erkundungstrip mal wieder nicht den Wagen starten. Es nervte langsam nur noch. San Francisco ist eine große Stadt mit einer berühmten Brücke, die letzten Endes doch nur eine Brücke ist. Ein längerer Aufenthalt war für mich nicht notwendig und ich meisterte das Straßensystem mit einer eher groben Übersichtskarte um zum Yosemite Park zu kommen.

Entschleunigen!

In Oakdale stoppte ich um ein paar Vorräte einzukaufen und blieb erneut stehen. Es reichte! Ich musste handeln. Ich suchte einen Mechaniker auf und erklärte die Situation. Wir suchten nach der Fehlerquelle und probierten mehrere Dinge aus. Gute fünf Stunden hielt ich mich dort auf und machte zwei Probefahrten. Vor der ersten haben wir einen Sensor ausgetauscht und ich dachte erst, dass das Problem beseitigt war. Doch als ich freudestrahlend zurück kam, bezahlte und den Wagen starten wollte exakt das gleiche Problem. Der Wagen hatte keinen Leerlauf. Ich fragte nach einem Hammer um Bubbles zu verschrotten. Doch stattdessen tauschen wir das Leerlaufventil aus und siehe da: Problem gelöst! Eine teure, aber gute Investition. Mir wurde bewusst, dass mein Auto nicht nur ein Auto ist, es ist mein Haus, meine Mobilität, mein derzeitiges Leben. Ich setzte meine Reise fort mit dem guten Gefühl das bestehende Problem endlich angegangen zu haben. Auf der Suche nach einer Unterkunft fand ich ein kleines Hostel in Groveland. Noch als ich auf den Parkplatz einbog machte ich mir klar, dass ich meine Reise entschleunigen musste. Zu sehr bin ich die letzten Tage gehetzt, zu sehr damit beschäftigt von A nach B zu kommen. Der Yosemite Park bot eine perfekte Möglichkeit genau das Gegenteil zu praktizieren.

Entspannte Zeit

Nach längerer Zeit wieder umgeben von Menschen zu sein brachte mich dazu viel blödes Zeug zu reden. Gleichzeitig sah ich, dass Karaoke für den Abend angesagt war ich fragte sofort nach, ob wer dahin geht und wo das ist. Ich lernte Aisha kennen und sie sagte mir, dass noch ein paar andere Gäste mitkommen wollten. Doch gegen 9 PM machten wir uns alleine auf den Weg und waren etwas überrascht, da der Altersdurchschnitt bei mindestens 50 plus lag. Es wurden dementsprechend die Klassiker aus den 30er, 40er und 50er gespielt. Wahrlich beeindruckend was die alten Damen und Herren dort ins Mikro schmetterten. Irgendwie konnte ich es mir nicht nehmen lassen selber nach vorne zu Stiefeln und nachdem ich kurz erklärte woher ich kam, was ich so mache und das sie „Groveland“ in „Grooveland“ umbenennen sollten gab ich meine „Like a virgin“ Performance zum Besten. Viel Gelächter aber noch viel mehr Applaus rundeten meinen kurzen Auftritt ab und ich hatte wirklich Spaß den Abend. Yosemite lag auf dem Plan für den nächsten Tag, doch viel konnte ich nicht machen, da es ziemlich stark regnete. Stattdessen hielt ich ein Nickerchen und machte mich auf den Weg zurück zum Hostel, welches gut eine Stunde entfernt lag. Aisha fragte mich noch am selben Tag, ob ich nicht mit zu einer Farm Party mitmöchte und ich bejahte. Gemeinsam beschlossen wir im Yosemite Park zu hiken und schafften es rauf bis zu den Nevadafalls. Bedingt durch unsere späte Anfangszeit liefen wir ein ganzes Stück im Dunkeln. Ich war froh nicht alleine zu sein! Da sie ihren Wohnplatz wechseln musste und ich keine Nacht mehr im Hostel gebucht hatte fragte sie George, ob es nicht okay ist wenn ich nicht auch in sein Haus „ziehe“. Aisha lernte George in der Kneipe kennen und bereits nach zehn Minuten bot er ihr an bei ihr zu wohnen. Er hatte kein Problem damit, dass ich ebenfalls für eine gewisse Zeit in seinem Haus unterkomme. George ist ein wirklich cooler Typ und war gerade dabei seinen Umzug zurück nach LA durchzuführen. Dementsprechend war das Haus fast komplett leer. Aber wie genial war das denn?

Weiter geht’s

Ich blieb etwa eine Woche in Groveland und hatte eine wirklich schöne Zeit mit Aisha, wobei wir nochmals zum Yosemite Park gefahren sind. Irgendwann war es dann auch wieder soweit für mich weiterzugehen. Meine „Liste“ hatte noch einige Dinge parat die ich sehen wollte. Das große nächste Ziel: Death Valley! Wie immer ungeplant fuhr ich direkt in den National Park hinein ohne wirklich zu wissen, ob dort eine mögliche Unterkunft auf dem Weg ist. Doch tatsächlich wurde ich fündig und wunderte mich etwas über den günstigen Preis von zehn Dollar. Selbst um 9 PM war es mit rund 35 Grad noch immer wahnsinnig heiß. Aber etwas anderes bereitete mir Sorgen, denn mein Auto machte wieder auf sich aufmerksam. Ein lautes Knack-Geräusch beim Anfahren und starkes Ruckeln beim beschleunigen stimmten mich nicht gerade glücklich. War ich doch vor nicht allzu langer Zeit gerade erst beim Mechaniker…Da Death Valley ja bekanntlich der heißeste Ort auf der Erde ist machte ich bereits früh morgens gegen 6 Uhr auf den Weg (nach der heißesten Nacht meines Lebens). Und das Auto reagierte immer heftiger und war stark am überlegen ob ich nicht lieber umdrehe, da liegen bleiben bei den hohen Temperaturen nicht wirklich eine Option war. Doch ich lies mich einfach fallen. Aisha gab mir Vorweg bereits eine Nummer für einen Mechaniker in Las Vegas. Eigentlich war die Stadt nicht wirklich auf meinem Plan doch dies änderte sich. Ich durchquerte den Ofen und steuerte auf die Glückspielstadt zu. Ich wusste nicht wirklich wo ich hin musste und kränkelte mit meinem Auto über den Strip. Dank Aisha konnte ich eine Unterkunft für die Nacht finden, da sie ihren alten Couchsurferhost fragte ob sie nicht eine Couch frei hat. Wahnsinn wie schnell das alles ging.

Las Vegas

Ganze vier Nächte verbrachte ich der Blink-Blink Stadt und lernte jede Menge coole und inspirierende Leute kennen. Das hatte ich vor allem Kate zu verdanken, die mir ohne mich zu kennen eine Unterkunft anbot. Noch am selben Abend des ersten Tages veranstaltete sie eine Feier, da sie wenige Tage später ihre Reise durch Europa antreten würde. Einen anderen Tag verbrachten wir mit Zen einen Aufenthalt in einer Hotel-Spa-Anlage und besuchten den Hoover-Damm. Gemeinsam mit ihrem Bruder besuchte ich ein Casino außerhalb des Strips und konnte somit auch einen Blick auf ein für locals abgestimmtes Casino werfen. Ganze 19 Dollar konnte ich bei Roulette gewinnen. Das mag nicht mal so viel sein, doch ich freute mich wie ein Keks darüber! Bereits am zweiten Tag suchte ich Alex, den Mechaniker auf. Nach einer kurzen Probefahrt dann die Feststellung von drei Problemen: Missfirering, engine-mounts und right axle. Kostenpunkt: 350 Dollar. Ich überlegte nicht allzu lange und schlug zu und hoffte gleichzeitig, dass dies letzte Reparatur während meiner Reise war. Ein einfacher Wechsel der Zündkerzen behob bereits das erste Problem. Ich war unglaublich beruhigt, da ich das Getriebe in Vermutung hatte. Als ich dann Bubbles abholte dachte ich erst, dass das nicht mein Auto war, denn das Fahrgefühl hatte sich extrem geändert. Viel ruhiger als jemals zuvor durchstreifte ich Vegas und war happy, dass es auch weitergehen konnte. Ich zockte ein wenig an den Automaten und gönnte mir die Cirque de Soleil „KÁ“ Show. Die letzte Nacht verbrachte im Luxor und machte mich am Freitagmorgen auf den Weg.

Grand Canyon

OLYMPUS DIGITAL CAMERAIch überquerte den Hoover Damm und fuhr ein Stück der historischen Route ´66. Natürlich mit dem Klassiker „Don´t fear the reaper“ von Blue Oyster Cult. Ich muss aber gestehen, dass ich etwas mehr von der Straße erwartet hatte. Nun ja, vermutlich wie Golden Gate Bridge eben doch nur eine Brücke ist, so ist die Route 66 doch nur eine Straße. Ich steuerte Williams an und versuchte in Flagstaff und Williams eine Couch via Couchsurfing zu finden. Doch erfolglos. Ich suchte ein Hostel und konnte das letzte „private Zimmer“ ergattern. „Privat“ insofern, dass zwar eine Tür vorhanden ist, aber die Wand nicht bis zur Decke reichte. Jeder hätte einfach darüber klettern können. Macht nix. Ganze zwei Nächte hatte ich nun Zeit den Grand Canyon zu erkunden. Natürlich hatte ich gleich die verrückte Idee den Bright Angel Trail zu meistern, der bis hinunter an den Colorado River führt. Doch meine Nacht war räudig und kaum mit Schlaf versehen, so dass ich mich kurzerhand um entschloss und einfach die Umgebung an sich zu erkunden. Gegen 7 Uhr morgens erreichte ich den Grand Canyon und muss gestehen, dass die OLYMPUS DIGITAL CAMERADimensionen verdammt gewaltig sind…ein atemberaubender Anblick nach dem nächsten erhaschte ich auf dem Rim Trail. Ich war ziemlich geschafft sah dann aber, dass eine Sternen Party für die Nacht angesagt war. Sprich Teleskope die in den Himmel zeigen und frei für alle zum benutzen sind. Das konnte ich mir nicht nehmen lassen und nachdem ich den Sonnenuntergang mit hunderten anderen begutachtete wartete ich darauf, dass es noch dunkler wurde.

Spendables Universum

Ich sah nicht nur den Mond und seine Krater, sondern auch Jupiter und Saturn samt Ring! Wahrlich beeindruckend. Da mir versprochen wurde, dass später sogar Galaxien gesehen werden konnten zog ich mich kurz zurück zum Auto und hatte einen Snack. Ich überlegte noch, ob ich nicht einfach wieder zurück zum Hostel fahren sollte. Doch ich entschied mich dagegen und bin absolut dankbar dafür. So wirklich weiß ich gar nicht mehr wie es passiert, doch ich stand gerade in einer Schlange für ein Teleskop als ich ins Gespräch mit Austin und Erika kam. Kurzerhand entschlossen wir uns gemeinsam durch die Gegend zu streifen und die Nachthimmel vergrößert zu sehen. Wir sahen M51, M11 und einige Nebel. Wirklich sehr cool! Wir hatten viel Spaß und Austin schlug vor, dass wir ja gemeinsam einen Hike zum höchsten Punkt Arizonas unternehmen könnten. Zwar war ich noch immer sehr geschafft vom Rim Trail doch ich stimmte zu. Das Universum bot mir eine Möglichkeit an und ich wollte wissen wo es hinführte. Ich checkte am Folgetag aus und machte mich auf den Weg nach Flagstaff, denn dort wohnen die beiden. Nach einem Frühstück machten Austin und ich uns auf den Weg zum Humphreys Peak. Wir brauchten gute vier Stunden rauf und bedingt durch die dünne Luft brauchten wir des Öfteren Pausen. Die Aussicht war schon sehr beeindruckend und mit etwas besseren Verhältnissen hätte ich auch den Grand Canyon sehen können. Noch beim Abstieg besprachen wir die Möglichkeit gemeinsam den Bright Angel Trail anzugehen.

Besser geht es nicht

Die beiden haben mir kurzerhand angeboten, dass ich bei ihnen wohnen kann. Und es geht sogar soweit, dass sie meinten, dass ich auch bis zum Ende meiner Reise bleiben könnte. Was? Das war absolut unerwartet. Austin und ich haben soweit alle Vorkehrungen getroffen um den Bright Angel Trail anzugehen. Unser Plan: In der Nacht hinuntersteigen und am Morgen wieder hinauf. Ja, wir wissen, dass das durchaus gefährlich ist und vor kurzem sogar Personen gestorben sind bei dem Versuch dieses Vorhaben selber zu unternehmen. Das lag aber auch hauptsächlich an der Dehydration und dem Fehler den Hike in der Mittagssonne anzugehen. Wir werden je um die 7 Liter Wasser und noch ein paar andere Elektrolyte-Drinks dabei haben und um ca. 2 – 3 Uhr nachts beginnen. Taschenlampen sind bereit zum Einsatz und wir sind schon aufgeregt dieses Mammutprojekt anzugehen. Wenn alles klappt sehen wir den Sonnenaufgang aus dem Canyon heraus. Schon heute Nacht soll es losgehen und ich bin sehr gespannt, wie es wird.

Resume

Ich bin etwas durcheinander. Die letzte Zeit verging so schnell und doch so langsam zugleich. Ich habe so dermaßen viel gesehen und erlebt, dass mein Kopf nicht wirklich in der Lage ist alles zu verarbeiten. Alleine unterwegs zu sein knabberte die erste Zeit schon sehr an mir und ich bin dankbar, dass ich so viel Glück hatte großartige Leute auf meinem Weg kennenlernen zu dürfen. Die Entschleunigung tat mir gut und noch immer bin ich dabei mein Tempo weiter herunter zufahren. Mir gefällt es nicht unbedingt als Listen-Tourist unterwegs zu sein. Sprich ich fahre nach A, steige aus, mache ein Foto und fahre weiter. Was mir dann fehlt ist eine echte Verbindung zu dem Ort. Ich hätte Flagstaff einfach durchfahren und würde mein Programm fortsetzen. Doch dank Austin und Erika hat sich mein Plan geändert. Mir wird etwas geboten was nicht planbar ist und ich genieße es sehr den Weg zu folgen, der Ungewiss ist. Wir haben bereits geplant gemeinsam nach Yuma zu fahren um ihre Eltern zu besuchen. Ich verstehe mich prächtig mit Erika und wir haben viele Gemeinsamkeiten. Alles in allem halte ich an meiner Sichtweise fest. Das Universum bringt uns zu den Orten an denen wir sein sollen und wir haben die Möglichkeit zu entscheiden was wir daraus machen. Wie lange ich hier nun tatsächlich bleibe ist noch offen. Ich habe nicht mehr allzu lange Zeit bis mein Flieger geht und wer weiß was nicht noch alles passiert. Zwar komme ich bereits am 28.07 nach Hause, doch ich lasse mir die Option gerade offen nicht doch das amerikanische Visum voll zu nutzen oder etwas später zurück zu kommen. Eine wahrlich aufregende Zeit!

Euer Christian

PS: Ich würde euch gerne mehr Bilder zeigen, doch die Bearbeitung dauert mich zu lange. Irgendwann reiche ich das mal nach!

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