Nicht alles ist Gold was glänzt

Upps, das war wohl nix

Im letzten Blog Eintrag sprach ich zum Ende von einem neuen Kapitel. Nun, dieser neue Abschnitt wäre in seiner Buchform ein kurzer Zweizeiler. Mit anderen Worten: Es hat sich ausgekennelt. Nach rund drei Tagen bin ich wieder in Whitehorse. Und froh darüber! Ich hatte im vornherein meine Bedenken bezüglich der Arbeit im Kennel. Ehrlich gesagt weiß ich nicht warum und diese Gedanken waren nicht auf etwas Konkretes bezogen. Eher eine gewisse Grundstimmung, die sich über die Zeit aufgebaut hat. Was mir nun den Kopf zerbricht ist folgendes: Habe ich mich dort so unwohl gefühlt, weil ich bereits im Vorwege unsicher war oder ist es eine tatsächliche Bestätigung meiner Gefühle und Wahrnehmung? Eine Antwort habe ich darauf nicht. Dieses Zusammenspiel aus Unbehagen und Erfüllung des Gefühls ist in Kanada nun das erste Mal passiert. Natürlich hatte ich mir über manche Dinge vorher Gedanken gemacht und in Einzelfällen sogar Sorgen, doch nicht in dem Ausmaß oder in der Intensität wie in dieser Situation. Doch was ist eigentlich geschehen? Am Montag hatte mich Michelle etwas verspätet abgeholt. Die Verabschiedung von meiner Hostfamilie war nicht so schwer, da ja schon bereits klar war, dass ich wiederkommen würde. Dennoch war ich traurig zu gehen aber auch gespannt auf die vor mir liegende Zeit.

Hunde!

Die Fahrt war, abgesehen vom Eis auf der Straße, recht unspektakulär. Wir bogen irgendwann rechts ab auf die sogenannte 10 Mile Road. Die Straße die ins Nichts führt. Oder in unserem Fall zum Kennel. Dort angekommen half ich ihr dabei das Heu vom Auto zu entladen und lernte dabei Josch kennen. Der Handler der bereits seit einem Monat vor Ort ist. Zusammen verstauten wir das getrocknete Gras in einem Schuppen. Michelle drückte mir meine Verpflegung für Breakfast und Lunch in die Hand. Ich schickte ihr im Vorwege eine Liste der Lebensmittel, die ich gerne hätte. Eier, Schinken, Salatkopf…Zeugs halt. Ich steuerte schnurstracks auf meine Cabin zu, die einladend auf mich wartete. Schnell verschaffte ich mir einen Überblick: Bett, Ofen, Gaskocher, ein Sessel, ein Tisch und ein Herd (der glaube ich nicht funktioniert). Eine Kühltruhe und ein Behälter für Trinkwasser stand unter der Spüle. Leitungswasser gab es nämlich nicht. Meine Toilette war ein Outhouse. Wenig später schritt Michelle durch die Tür und zeigte mir, wie ich das Feuer zum Laufen bekomme. Soweit so gut. Ich folgte ihr zum Haupthaus und wurde auf dem Weg von einem Haufen Welpen begrüßt. Jeder wollte unbedingt seine Streicheleinheit abbekommen. Sehr süß! Und da waren sie. Rund 40 Hunde, angeleint an einem Rohr in Verbindung mit einer Hütte. Das waren sie also, die Schlittenhunde.

Ausgelassener Abend, früher Morgen

Zum Abend gab es Besuch von nebenan. Ein weiterer Dog Musher. Es wurde fleißig gebechert und ich fühlte mich nicht so wohl. Scherzhaft sagt der Gast, dass ich ohne Alkohol hier nicht sehr viel Spaß haben werde. Haha…aha. Trotz der ausgelassenen Stimmung begann der Folgetag pünktlich um acht Uhr. Die Fütterung der Hunde stand an. Michelle erklärte mir, dass zwei Teams besonders beachtet werden müssen und die dünnen Hunde zusätzlich Trockenfutter bekommen. Das kann ich aber noch nicht machen, da ich erst lernen muss, was einen dünnen Hund ausmacht. Okay. Klar soweit. Aber als ich ihr dann hinterher bin um zu lernen hat sie einfach gemacht und mir nichts erklärt. Nichts gezeigt, nichts gesagt. Okay. Das erste Mal unter rund 40 bellenden und herumspringenden Hunden war schon was. Zwar sind alle an ihrem Platz angeleint, aber der Dezibelzeiger würde kräftig ausschlagen. Wenig später begann ich dann damit den Hundekot aufzusammeln. Zum Glück waren die Temperaturen recht niedrig, so dass der Geruch nicht allzu sehr überhandnahm. Aber das störte mich auch eigentlich nicht. Gehört halt dazu. Josch zeigte mir die Stelle, an dem der Kot gesammelt wird. Was ein riesen Haufen (Achtung, misslungener Wortwitz!)… Alle Hunde haben natürlich einen Namen und ich war beeindruckt, dass der andere Handler nach kurzer Zeit alle auseinanderhalten konnte. Weiter ging der Tag mit der Heuverteilung in den Hundehütten. Diese freuten sich wie blöde darüber und zerrupften mir das Heu teilweise noch in der Hand. Wenig später befand ich mich an der Hütte mit dem Futter und stopfte Isoliermaterial in die Ritzen der Holzbalken. Teilweise schien Sonnenlicht hindurch. Es war also dringend Zeit dafür! Durch den Schnee wurden meine Schuhe irgendwann nass und meine Zehen verdammt kalt. Im Vorgespräch hatte Michelle erwähnt, dass sie noch Schuhe in meiner Größe hat und ich die gerne für die Probezeit benutzen darf. Als sie mich fragte, ob ich helfen will beim Winterholz holen musste ich verneinen, denn meine Zehen waren wirklich arschkalt und es wurde langsam unangenehm. Ich fragte sie nach den Schuhen und bekam nur als Antwort, dass sie nicht wüsste wo die sind und sie jetzt sowieso keine Zeit hat, denn sie muss Feuerholz holen. Okay. Vorher hatte ich sie noch gebeten einen wichtigen Skype Geburtstagsanruf zu tätigen. Ich fragte nach fünf Minuten Internet doch sie verneinte nur. Das kostet zu viel Datenvolumen. Komisch, im Handler Handbuch, welches sie mir schickte spricht sie von 900 Dollar Kosten für den Handler, Internetkosten inkludiert und da waren läppische fünf Minuten nicht drin? Und für Kanadier untypischer Weise nicht mal ein „Sorry.“. Hey, ist ja nur ein Familienmitglied.

Viele kleine Dinge

Ich weiß nicht. Von Anfang an fühlte ich mich nicht wirklich wohl auf dem Kennel. Solch Kleinigkeiten änderten meine Wahrnehmung nicht gerade. Ich fragte nach einem Putzlappen und einem Eimer für meine Cabin. „Müsste da drin sein.“ Nein. Weder wurde mir eine Namensliste der Hunde gegeben noch irgendwas wirklich erklärt oder gezeigt. Klar, Selbstständigkeit ist gefragt! Damit kann ich leben und ich weiß, dass ich nicht gerade praktisch veranlagt bin, aber ich nehm mir doch nicht irgendein Eimer und suche nach einem Lappen in ihrer Haupthütte. Und schon gar nicht weiß ich, wie die Hunde gefüttert werden und warum. Es waren die vielen kleinen Dinge, Worte, Ausdrücke und Handlungen die mich dazu brachten nur noch eines zu wollen: Weg dort! Ich fragte Ed (ihren Partner) nochmal nach den Schuhen, doch er verwies auf Michelle. Am Abend hatte ich noch immer keine. Ich war es leid zu fragen. Erwarte ich denn zu viel, wenn vorher abgesprochen ist, dass ich die Schuhe benutzen kann? War doch keine Überraschung, dass ich Montag aufkreuze. Zum Abschluss des Tages gab es nicht einmal ein danke. Nicht mal an Josch, der wesentlich mehr gemacht hat als ich. Hä? Wo ist die kanadische Freundlichkeit hin oder bin ich ein verwöhnter Bengel? Immerhin ist dieser Job unbezahlt und geht gut und gerne mal zehn bis zwölf Stunden am Tag. Normal sind auf diesem Niveau vier Stunden. Mir war klar, dass es harte und lange Arbeit sein würde. Und das war gut so! Aber ich hatte nicht den Eindruck Dankbarkeit sehen zu können.

Over und Out

Am nächsten Tag dann das Ende. Sie kam noch während ich dabei war Hundekot aufzusammeln zu mir und meinte: „We need to talk.“ Da war mir klar. Das wars dann! Aber das störte mich in dem Moment nicht. Ich war mehr interessiert am warum. Sie meinte, dass mir die praktischen Fähigkeiten fehlen und ich keine Verbindung zu den Tieren aufbauen kann. Autsch, das saß. Was? Okay. Praktische Fähigkeiten habe ich nicht so viele, aber das will ich ja lernen. Und Verbindung? Kann man das also nicht lernen? Manche Menschen haben die Fähigkeit, manche nicht. Jedenfalls sind das zwei entscheidende Voraussetzungen um beim Kennel zu bleiben. Ich hatte somit wohl gerade einen neuen Rekord aufgestellt. Sie bot mir an bis Sonntag zu bleiben, so dass ich beim Feuerholz helfen kann. Oder aber mich noch am selben oder folgenden Tag in die Stadt zu bringen. Ich entschied mich für den Folgetag und verbrachte den Tag damit mir über ihre Begründung Gedanken zu machen. Ohne es als Selbstschutz darzustellen, aber ich insgeheim glaube ich, dass es eher etwas Persönliches ist. Ich weiß nicht was genau, aber ihre Art mir gegenüber…ich glaube bei uns stimmt die Chemie nicht, wie man so schön sagt. Ich weiß, dass meine praktischen Fähigkeiten ausbaufähig sind, aber ich hatte darauf gehofft etwas zu lernen. Genau wie mit den Hunden. Kann man das also nicht lernen? Ich habe eher den Eindruck, dass sie jemanden suchen, in den sie nicht viel Energie stecken müssen. Eine billige Arbeitskraft (900 Dollar Kosten für die beiden! Ein Witz, wenn man bedenkt, wie hoch das Gehalt wäre, wenn die Arbeitsstunden bezahlt werden würden). Wenn das der Fall ist, ist das okay für mich. Wie ich bereits am Anfang schrieb bin ich nicht sonderlich traurig darüber. Was soll ich am Kennel, wenn ich mich sowieso nicht wohl fühle? Macht ja keinen Sinn. Beschäftigen wird mich ihre Begründung aber dennoch und auch, wie es jetzt weitergehen soll. Aber Moment! Ich bin schon in chronologische Missgunst geraten, denn immerhin waren Terry und ich los, um auch die zweite Ladung Feuerholz zu holen.

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Der Ofen, der mich auch nachts beschäftigteOLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Mein Weg zu den HundenOLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA Die nun bestisolierte Hütte im ganzen Yukon!
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Nasses Feuerholz 🙁
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Scoop the poop! OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA Den Abend zuvor wäre das Bild millionenfach besser geworden. Traumhaftes Licht samt Sichelmond…OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Die Haupthütte OLYMPUS DIGITAL CAMERADie Puppies wollen raus!! OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Rechts meine Hütte und daneben das Outhouse. Ah ne, anders herum!OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Traveling Light

Noch am selben Tag meines letzten Eintrages düsten Terry und ich mit dem Anhänger los. Bei Freunden von den beiden sollte das Holz gegen 4 PM von dem Truck angeliefert werden und tatsächlich war der LKW gerade dabei auf dem Gelände umzudrehen, als wir ankamen. Wieder einmal stellte sich heraus, dass die Welt ein Dorf ist, denn das Grundstück gehört zum Traveling Light Bed and Breakfast, welches ich vor ein paar Wochen anschrieb, um zu erfragen ob sie nicht einen Helfer brauchen. Ich entschuldigte mich erst einmal dafür, dass ich mich zwischendurch nicht mehr gemeldet hatte. Sie sah es sehr entspannt. Auf Reisen kann alles passieren und man weiß nie wirklich was es sein wird. Terry begann bereits das Holz in fachgerechte Stücke zu zersägen. Ich war etwas verwundert…so viel Holz? Im Vorwege meinte Terry, dass es etwa fünf Trailer Ladungen werden. Das sah nach weit mehr aus. Er musste lachen. Das Holz ist nicht nur für seine Familie, sondern noch für ein paar weitere. Allmählich füllte sich der Anhänger. Wir schafften eine volle Fuhre. Da es langsam dunkel wurde, mussten wir uns ein wenig sputen und brachen etwas hektisch auf. Es schneite und die Straßen waren teilweise mit Eis überzogen, was sich besonders bei Hügeln zeigte. Irgendwann suchte Terry eine Möglichkeit, den Trailer abzustellen, denn Licht ist nicht an ihm vorhanden. Wir stellten ihn vor einem Grundstück ab und hofften, dass er den nächsten Tag auch noch stehen würde.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA Sehr einladen! Sogar mit Sitzgurt, wem die Aussicht zu aufwühlend istOLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Fliegende Kinder und Überlegungen

In den letzten Tagen meines Aufenthaltes habe ich viel mit den Kids gespielt. Ich musste sie durch die Gegend tragen, Verstecken mit ihnen spielen, in die Luft heben, auf dem Rücken tragen…das perfekte Work Out sag ich nur. Scherzhaft meinte ich zu Marie, dass ich für meine eigenen Kinder unbedingt einen stärkeren Rücken brauche. Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht, auch wenn es doch schon ziemlich anstrengend auf Dauer war. Zum Abschluss schenkte mir Menna noch einen selbstgestrickten Behälter für meine Kopfhörer. Auf dem Knopf ist eine Tatze abgebildet. Ich habe mich darüber mega gefreut! Nun bin ich wieder zurück bei der Familie (und ich war einfach nur happy und die Marie und die Kids auch :-D) und muss schauen, was als nächstes folgt. Mein Plan ist es nach wie vor den beiden mit dem Rest des Feuerholzes zu helfen. Die Zeit bis dahin kann ich gut nutzen mir zu überlegen, was folgt. Gehe ich nach Calgery zum Art Market? Versuche ich einen bezahlten Job in Whitehorse zu finden? Gehe ich weiter Richtung Norden? Ohne eigenes Auto wird das schwer und Hitchhiken bei den Temperaturen möchte ich ungern versuchen. Zu aller erst werde ich mir aber erst einmal ein paar Winterklamotten kaufen. Allen voran ein vernünftiges Paar Schuhe. Ansonsten muss ich den Blick nach vorne richten. Es ist schade, dass die Erfahrung mit dem Kennel so verlaufen ist, aber ich denke es ist gut so. Ich hoffe euch geht es gut und ihr habt Spaß an dem, was ihr gerade tut! Und damit meine ich nun nicht, dass ihr diesen Satz lest 😛

Die kleine Tasche 🙂
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Euer Christian

PS: Morgen ist Halloween! Heute wurde der Kürbis bereits vorbereitet und morgen geht’s zu einem kleinen Fest! Das wird sicher lustig werden! 😀

5 Gedanken zu „Nicht alles ist Gold was glänzt“

  1. Schön zu lesen, dass es Dir gut geht, auch wenn es mal einen doofen „Zwischenfall“ gab! Mach Dir nicht soviel Gedanken um so etwas, manchmal passt es einfach nicht und ich denke, dass ist genau der Fall in Kennel gewesen. Sieh nach vorn und freu Dich auf die Dinge, die vor Dir liegen! Viel Spaß beim Halloweenfest

  2. Hi Christian! So, jetzt bin ich auch endlich mal in der Lage Kommentare abzugeben. Ich hatte irgendwann meinen Benutzernamen und mein PW vergessen und dadurch keine Chance reinzukommen. Jetzt musste René für eine Neuanmeldung herhalten. 🙂
    Ich wollte Dir mal sagen, dass ich Deine Beiträge alle sehr begeistert und gespannt lese. Ich finde es aufregend was Du in der kurzen Zeit schon erlebt hast und wie es Dich verändert. Dass Du mit Kindern so gut umgehen kannst ist toll, solltest Du zurück in die Heimat kommen, darfst Du gerne babysitten bei uns. 😉
    Und dann möchte ich Dir noch sagen, dass Du toll schreibst und Deine Fotos großartig sind!
    Ich wünsch Dir weiterhin eine tolle Zeit!
    Liebe Grüße
    Ulli

    1. Hi Ulli! Schön von dir zu hören! Ja, irgendwie ist deine E-Mail auch untergegangen bei all dem Trubel…Sorry dafür! Ich danke dir für dein Kompliment und freue mich jedes Mal wieder, so etwas zu hören, denn dann weiß ich, dass es auch tatsächlich jemand liest 😉
      Ich hoffe bei dir ist alles soweit gut und deinen Kiddies gehts auch gut!! Zum Sitten: Das schauen wir dann 😛

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