Es wird nie langweilig

Vorstellungen

Es gibt Dinge, über die macht man sich im Vorwege tausende von Gedanken. Zum Beispiel der erste Schultag. Der Horror! Ungewohnt, andere Kinder, Hausaufgaben… Oder was wir später mal als Beruf ausüben. Wir haben irgendwie eine genaue Vorstellung von dem, was passieren kann/wird. Oder zumindest eine Idee oder Ahnung. Sei es geprägt durch andere Erfahrungen oder Impressionen, die wir irgendwie irgendwo aufgeschnappt haben. Doch früher oder später merken wir, dass es sowie ganz anders kommt, wie wir es erwarten oder denken. So auch bei mir. Ich dachte immer, dass wenn ich einem Bär begegnen werde in Kanada, es definitiv auf einem Wanderweg sein wird. Irgendwo in der Wildnis, vielleicht allein…dort steht er. Majästisch. Magisch. Oder sogar auf der Caverhill Lodge im Dunkeln, wobei das schon sehr unwahrscheinlich ist. Aber der Kopf spinnt sich nun mal was zurecht. Das meine erste, wirkliche, „Berührung“ mit einem Bären genauso wie gestern verlaufen würde hatte ich allerdings nicht vermutet.

Bearpoo is falling on your head

Ich bin mittlerweile auf der Rainer Farm angekommen. Einer der Jungs sprach uns an: Auf einer anderen Farm, nicht weit entfernt, ist ein Bär. Auf einem Baum. Julian schlug vor, dass wir uns das doch einmal anschauen könnten. Zusammen mt P.O. machten wir uns auf den Weg. Mein Kopf stellte sich wieder einmal vor, was wir sehen würden. Zuerst dachte, dass der Bär doch sicher schon lang weg sein würde. Auf einem Baum? In Deutschland finden wir auf Bäumen Vögel und manchmal auch Eichhörnchen. In Kanada kann es offensichtlich auch mal ein Bär sein. Nach einem kurzen Umweg erreichten wir die besagte Ranch und Curtis (der, der uns das mit dem Bären erzählte) zeigte uns, wo der Baum ist. Wir fuhren glatt unter durch. Beim Austeigen hatte ich es noch nicht ganz realisiert, beim dichter heran gehen ging es ganz fix. Ja, diese schwarzen Fellknäul sind Bären. Moment, Bären? Da saßen sie, zu viert. Im Baum. Die Mutter mit ihren drei Kindern. Und sie war offensichtlich nicht amused.

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Close up

Der Hund von der Farm hatte die armen Bären auf den Baum gejagt. Andere, nicht so hohe Bäume, hatten offensichtliche Spuren von Kletterversuchen. Aber auch dieser hatte abgebrochene Äste. Curtis erzählte uns, dass die vier da oben schon seit ungefähr 5 Uhr morgens sitzen und es wohl noch ein viertes Junges gibt. Von dem fehlte aber jede Spur. Wir machten Fotos und uns darüber lustig, da das schon eine sehr strange Situation war. Überall lag Bärenkot um den Baum herum und die Mutter schnaubte, wenn wir uns näherten. Curtis erzählte uns, in welche Richtung wir laufen sollten, falls der Fall der Fälle eintreten sollte. Er hatte ein Bärenspray dabei und da ist es wichtig, nicht gegen den Wind zu sprayen. Öhm ja, laufen. Wenn der Bär runter kommt. Oder fällt. Oder was auch immer. Das Gefühl war schon…komisch. Und doch so lustig. Nach gefühlt tausend Bildern sprach Curtis noch von einem Wagen mit Lift. Ich habe gerade keine Ahnung, wie das Ding heißt. So ein Teil halt mit Kran und Korb. Jedenfalls hatte er die Idee eines close up. Schon waren wir auf dem Weg zum dem Gefährt. Ein normaler Tag in Kanada halt.

Crazy

Wir fahren also mit diesem Ding langsam über das Gelände zum Baum. Näher. Und näher. Nun, bis wir ziemlich nah sind. Die Bärendame ist erst recht nicht begeistert und dreht sich zu uns und macht mehr als deutlich, dass wir die Grenze eigentlich schon bei weitem überschritten haben. Wir bleiben stehen und machen close up Bilder. Die Jungen schauen gar nicht glücklich. Warum auch. Seit über 7 Stunden auf dem Baum, wahrscheinlich total hungrig und dann noch voll unter Stress. Mag nicht jedem Gefallen, was wir gemacht haben und mir selbst haben die Bären auch Leid getan, aber hey, die Leute sind hier etwas anders. Ein bisschen verrückt vielleicht. Nach einer Weile erreichen wir auch wieder den Boden und machen uns wieder auf den Weg zur Rainer Farm. Das war wie also, meine erste wirkliche Begegnung mit einem wilden Bären. Irgendwie beängstigend und doch lustig zugleich. Und ja, auch ein bisschen verrückt!

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Und sonst so?

Habe ich die Caverhill Lodge verlassen und arbeite ein wenig auf der Rainer Farm, bzw. helfe aus. Das mündete darin, dass ich Feuerholz mit einer Axt gesplittet habe. Gutes Training für „Hau den Lukus“ auf dem Dom! Erst hatte ich Probleme, denn die richtige Technik fehlte mir. Nach ein paar Versuchen ging es dann ganz gut. Und ein wenig später hat es sogar richtig Spaß gemacht! Holz hacken. Wer hätte das gedacht? Nachmittags hatte ich die Aufgabe die Kartoffeln aus dem Garten zu graben. Meine Lust hielt sich in Grenzen, aber selbstverständlich bin ich mit vollem Tatendrang an die Arbeit gegangen. P.O. half mir später sogar noch und zum Abend hin schafften wir es alles auszubudeln. Unzählige Kartoffeln habe ich aufgespießt und der Rücken meldete sich recht früh. Nun, ich bin solch Arbeit auch irgendwie nicht gewohnt. Im Supermarkt wird auch eher selten nach Kartoffeln gebuddelt.

Kein Tag ohne Action

Lass mal kurz überlegen. Was war heute passiert? Eigentlich nicht so viel 😉 Zuerst einmal hat Julian heute Geburtstag. P.O. hat extra ein paar Crepes gemacht, da es auch zusätzlich sein letzter Tag auf der Farm der Rainers war. Der Plan sah wie folgt aus: Auf nach Kamloops, P.O. und Laura bei der Greyhoundbusstation absetzen und dann einkaufen für unseren Trip. Bevor wir uns jedoch auf den Weg machten checkte Julian noch einmal sein Auto. Irgendwas stimmte nicht mit dem Kühlwasser die Tage zuvor. Und tatsächlich: Es war nicht mehr viel davon vorhanden. Shit! Leck! So muss ein guter Tag beginnen… der Kühler stand unter Verdacht. Karl rief beim Autohändler an während wir in Kamllops Laden für Laden abklapperten und vor allem Nahrungsmittel besorgten. Sprich Nudeln, Reis, mehr Kolenhydrate in Form von Instantnudeln und sowas wie Kerzen, Müllbeutel und co. Dann die mega Überraschung auf dem Parkplatz: Ticket für unbezahltes parken. 35 Bucks…holy shit! Auf der Rainer Farm wieder angekommen dann die mehr oder minder „Bestätigung“ bezüglich des Kühlers. Es gibt keine Garantie, dass er dafür tatsächlich verantwortlich ist, aber es ist wohl das naheliegendste. Karl hat bereits einen Kühler bestellt, der sollte morgen ankommen. Da der Ein-/ und Ausbau das Preisbudget bei weitem sprengen würde, gab es nur einen sinnvollen Entschluss. Do it yourself! Wir machten uns also zu dritt daran das Teil auszubauen, wobei ich meist nur zuschaute und versuchte, zu merken was wohin gehört. So viel war es gar nicht, aber wenn man so wie ich null Verständnis von Automotoren hat…nun ja. Ist halt einmal ein reales 3D Puzzle. Es wird also auch morgen nicht langweilig!

Euer Christian

PS: Hier der Chainsawvergleich 😀

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4 Gedanken zu „Es wird nie langweilig“

  1. Gruselig dass ihr den armen Bären noch auf den Pelz gerückt seid :/ – sind die denn wenigstens wieder frei?
    Aber schön dass du dein erstes Bärenerlebnis hattest und nicht weglaufen musstet =).
    Viel Glück mit dem 3 D Puzzle!

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