„Everyone is an artist.“

Gibt es keine Zufälle?

Die bisher wohl merkwürdigste Begegnung hier in Kanada war definitiv heute. Ich kann noch immer nicht so ganz fassen, was das eigentlich genau bedeuten sollte. Entweder bin ich heute dem größten Spinner aller Zeiten begegnet oder das Leben will mir etwas mitteilen. Da ich Menschen nicht so gerne als Idioten abstemple, versuche ich immer einen Sinn bzw. einen Wert aus jedwedem Kontakt mit einem anderen Individuum herzuleiten. Aber von vorne. Denn gerade jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, muss ich noch einmal für mich selbst rekapitulieren, wie das Gespräch eigentlich verlaufen ist. Der Beginn ist jedenfalls simpel. Vollgepackt mit beiden Rucksäcken war ich auf dem Weg zur Greyhoundbus Station. Da wurde ich von der Seite angesprochen.

Das etwas andere Gespräch

Die Unterhaltung selbst ging wie fast alle bisherigen los. Ein Mann, mittleres Alter und gepflegt, fragte mich, woher ich denn komme. Wir kamen ins Gespräch über das Reisen. Er sagte, dass ich ihn ein wenig an sich selbst erinnere. Auf meine Frage, was er macht antwortete er nur: „Ich bin ein Künstler.“ Da wurde ich neugierig und fragte nach, was genau er denn künstlerisch ausarbeitet. Da ging es los und ich war verdutzt und fasziniert zugleich. Ich kann leider nicht eins zu eins das Gespräch wiedergeben, aber es ging in etwas um folgendes Thema: Nach seiner Auffassung ist alles Kunst und jeder ist ein Künstler. Es ist Kunst wie wir uns kleiden, was wir essen, wie wir andere Menschen betrachten, wie wir andere Menschen behandeln, die Welt selbst ist Kunst, alles wie es existiert ist Kunst… Wir gingen an einer Gruppe spielender Kinder vorbei und er sagte, dass wenn wir z.B. andere Menschen beobachten, wir auch immer einen Teil von uns selbst betrachten. So erkennen wir uns auch in und als Kindern wieder, wenn wir ihnen beim Spielen zuschauen, denn wir waren bereits dort (also Kind). Die Handlungen, die wir ausüben, bestimmen wie wir uns auch uns selbst gegenüber verhalten. Fangen wir einen Streit an, haben wir auch einen Kampf mit uns selbst. Bereiten wir anderen eine Freude, so sind auch wir glücklich. Alles was wir tun, hat Einfluss auf unsere Existenz nach dem Tode.

Gruselig…

Zwischendurch brachte er auch immer wieder ein, dass Gott überall vorhanden ist und uns führt. Auf meine Frage, warum er in VC ist (schon seit zehn Jahren), sagte er, dass ihn das Leben dorthin gebracht hat. Alle Entscheidungen, alle Ereignisse haben ihn genau an diesen Punkt gebracht. Ich merke gerade, dass ich es nicht einmal ansatzweise herüberbringen kann, was er gesagt hat, denn es fehlt auch die Art, wie er das alles gesagt hat. Lassen wir einmal außen vor, dass er in jedem zehnten Satz Gott erwähnt hat, so finde ich viele seiner Aussagen als höchst interessant und ich habe sogar noch während meiner Busfahrt nach Whistler über das Gespräch nachgedacht, denn vieles, worüber wir gesprochen haben, hat mich auch schon vorher selbst beschäftigt. Allerdings war es komplett unerwartet, genau über solche Dinge an diesem Tag, an diesem Ort zu sprechen. Zum Abschluss fragte er mich noch, wie alt ich sei. Daraufhin beendete er das Gespräch mit den Worten: „Du hast noch viel vor dir und es ist gut, dass du diese Reise machst.“ Einen sehr kräftigen Händedruck später war ich wieder alleine unterwegs in Richtung Busstation. Was zur Hölle soll mir das sagen?

Whistler!

Selbst jetzt finde ich es noch ein wenig gruselig, wenn ich über die Zeit mit dem vollkommen Fremden nachdenke. Ich vermag nicht mal wirklich zu sagen warum es mich so sehr gruselt. Aber die Art, wie er gesprochen hat, was er sagte…hat mich einfach fasziniert. Eine kurze, aber intensive Begegnung, die ich ungern als Spinnerei abhandeln möchte, denn dafür bin ich zu sehr an solchen Thematiken interessiert. Abgesehen von Gott vielleicht. Die weitere Reise verlief relativ unspektakulär. Der Greyhoundbus fuhr pünktlich von der Station ab und ich konnte dank richtig gewähltem Sitzplatz die schöne Natur genießen, wobei ich des öfteren auch kurz eingenickt war, denn meine Nacht war nicht unbedingt die längste 🙂 In Whistler habe ich mich kurz orientiert und relativ schnell feststellen können, dass ich im Tourismusparadies gelandet bin. Doch lange habe ich mich dort nicht aufgehalten, sondern mit dem Linienbus zum Hostel gedüst, welches etwas außerhalb von Whistler liegt. Nämlich irgendwo im nirgendwo…aber das ist auch ganz schön! Die Ruhe werde ich sicher zu schätzen wissen, auch wenn mir vermutlich das Gefühl, welches Downtown VC mir vermittelte, vermissen werde.

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Was tun?

Gerade wenig kann man hier nicht machen. Bock auf Skydiving? Mit einem ATV durchs Geländer heizen? Die Ruhe beim Kanufahren genießen? Adrenalin beim Rafting gefällig? Oder doch lieber luftige Höhen bei den zahlreichen Hiking Touren? Das mal als ein paar Vorschläge. Genügend Geld vorausgesetzt wird einem hier sicher nicht langweilig. Es sei denn vielleicht das komplette Angebot ist gar nichts für einen. Interesse habe ich an fast allem, aber das Geld muss eingeteilt werden. Am ehesten habe ich Lust auf eine der Hiking Touren. Morgen gehts aber erst wieder zurück nach Whistler. Erkunden und entscheiden, was ich genau machen möchte. Skydiving…okay, das ist dann vielleicht doch etwas too much. Oder?

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Euer Christian

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