Ubi bene, ibi patria

Ich bin nun seit drei Monaten unterwegs in Kanada und ich muss eines immer wieder erschreckend feststellen: Die Zeit bleibt nicht stehen. Für den einen mag es langsam vergangen sein, für den anderen schneller. Ein Viertel meiner Reise hier in Kanada liegt nun hinter mir und ich habe eine merkwürdige Entdeckung für mich gemacht. Auf so eine Art zu Reisen stellt für mich gefühlstechnisch gerade das eigentliche Leben in Kurzform dar. Ich lande in einer unbekannten Stadt, lerne neue Menschen kennen, gemeinsam unternimmt man Aktivitäten und irgendwann geht meiner seiner Wege. Ab und zu bleibt der Kontakt bestehen, im Regelfall eher nicht. An manchen Orten arbeitest du, manche ziehen einfach an dir vorbei ohne weitere Spuren zu hinterlassen. Und das entschiedenste momentan: Du weißt nicht warum Dinge geschehen und erkennst erst im Nachhinein, dass es dich an Orte gebracht die du sonst nie gefunden hast. Beispielsweise mit dem Auto. Wäre das nicht passiert, wäre ich jetzt nicht genau dort wo ich bin. Wirklich in Worte fassen kann ich das Gefühl nicht.

Mir gefällt jedenfalls die Arbeit als Helfer sehr! Dabei spielt nicht nur die finanzielle Seite eine Rolle, die bei Betrachtung der Vorteile sogar fast vollständig in der Versenkung verschwindet. Ich habe mehr durch diese Aufenthalte erlebt, gesehen und gemacht als ich je hätte für bezahlen können. Diese direkten Einblicke in das Leben vor Ort sind einmalige Chancen ein Land und die Menschen in einer vollkommen anderen Dimension kennen zu lernen und darin einzutauchen. Und nicht nur das: Mit großer Chance lassen sich dadurch internationale Freundschaften aufbauen.

Aufbauend auf dieser Ideologie trägt mich gerade der Gedanke, dass wenn ich nach Deutschland zurückkommen sollte, ich meine Reise in dieser Form durch europäische Länder fortsetzen wollen möchte. Alles was es dann nur noch braucht ist Geld für den Flug und die Fahrt von A nach B. Die passenden Webseiten zum Auffinden von entsprechenden Hosts habe ich durch helpx und workaway schon parat. Aber all das sind nur Gedankenspiele, denn ich weiß nicht was bis dahin passiert oder wie ich mich verändern werde. Im Haus hängt eine Weltkarte und mir wurde beim Betrachten erst so richtig bewusst, wie viel es zu sehen und zu entdecken gibt. Vielleicht nicht mehr für die Menschheit, doch für mich selbst. So viele Geschichten, Orte, Möglichkeiten und Menschen. Ihr seht also, dass ich momentan eher dazu tendiere weiter zu ziehen als in Kanada für längere Zeit zu verweilen. Meine Flucht vor dem Alltag ist also noch nicht vorbei und was auch immer geschehen mag, es wird immer einen Weg geben! Verlieren kann ich nichts, außer mein Leben und das sollte besser dann geschehen, wenn ich mich auf meinem eigenen, richtigen Pfad befinde und nicht im hohen Alter mit der Realisation, doch lieber einen anderen Weg eingeschlagen haben zu wollen.

Während der Monate hier vor Ort habe ich viele verschiedene Dinge erlebt und viel über mich gelernt und erfahren. Ich habe mich verändert (hier sei die wohl für viele bekannte Essgewohnheit erwähnt), arbeite aber dennoch weiter an mir. Mir ist klar, dass dies niemals enden wird, doch ich habe noch einiges auf meiner Liste, dass ich gerne streichen möchte, um endlich das Leben leben zu können welches ich mir vorstelle. Meine Vorstellung von diesem wird gerade auch immens durch meine Reise selbst geformt. Sechs Punkte möchte ich dabei gerne festhalten und ich muss mich selbst immer wieder daran erinnern, dass ich nach diesen Maximen leben will, auch wenn es nicht leicht ist. Und es gibt noch so viele mehr von ihnen…Dies soll für den Anfang erst einmal als Aperitif dienen. Gerne könnt ihr weitere in den Kommentaren ergänzen.

Macht es gut und folgt eurem Weg. Egal was es ist. Wie sagte es letztens der Radiosprecher: „Wir sind die Einzigen im Universum die für uns verantwortlich sind.“

 

Lass dich überraschen

Mach dir nicht so viele Gedanken darüber, was passieren kann. Welches Szenario es auch immer sein wird, meist ist es sowie so immer anders als wir denken. Es ist wichtiger sich auf den Moment zu konzentrieren, um dann in diesem Entscheidungen treffen zu können und nicht abgelenkt davon zu sein, dass es ja doch anders ist.

Bleibe offen

Schränke dich nicht ein. Es ist gut einen Plan zu haben, aber mache dich davon nicht abhängig. Es ist wichtig offen für Veränderungen zu bleiben, die vielleicht sogar noch viel besser sind, als alle Planungen zuvor.

Entscheide dich

Stehst du vor einer Entscheidung, so ist es normal darüber nachzudenken. Das ist manchmal auch gut so! Allerdings besteht die Gefahr, dass du im Denken verweilst und keine eigentliche Entscheidung triffst. Solltest du dir über es unsicher sein, entscheide dich für etwas und ziehe es dann durch. Das ist wesentlich besser als keine zu treffen und so vielleicht eine Möglichkeit zu verpassen.

Sage Ja!

Sage öfters Ja zu Dingen! Dabei geht es allerdings nicht um Dummheiten, sondern vielmehr darum Gelegenheiten wahrzunehmen, die du vorher nie hattest und die du mit einem viel längerem Nein unterbindest. Wer weiß schon was passiert, warum also zögern?

Lebe den Moment
Was auch immer passiert, du hast nur diesen einen Moment, also genieße ihn. Halte durch wenn es auch einmal etwas Unangenehmes ist. Alles ist Teil deines Lebens und sollte so von dir auch behandelt werden.

Verlasse deine Komfortzone

Davon habe und hatte ich so viele, dass es einfach nur noch genervt hat. Es ist nicht leicht aus ihnen hervorzutreten und einen Schritt zu wagen, der einen dorthin führt wo man am liebsten nicht hin möchte. Jedoch sind genau dies die Ansatzpunkte um Veränderungen herbeizuführen. Es gibt viele Sprüche dazu, wie z.B. „Sprung ins kalte Wasser.“ oder auch „Wenn du etwas haben willst, was du noch nie hattest, musst du etwas tun, was du noch nie gemacht hast.“

Euer Christian

9 Gedanken zu „Ubi bene, ibi patria“

  1. Moin Christian,

    Mal daran gedacht, deinen Reisebericht am „Ende“ als Buch/Bildband herauszubringen? Es gibt zwar viele „Travelworker“, aber wieviele schreiben so kontinuierlich (und mit Bildern)!?

    Give it some thought!

    1. Da fällt mir ein:
      ist das gras nicht immer grüner auf der anderen seite?Vermutlich ist der Grund dafür, dass wir auf unserem Gras ja stehen und ihn verdecken- dabei vergessen wir nur zu gerne dass andereLeute sicher auch einen andern Dünger für ihr Gras nehmen und wir nicht wissen können welches Unkraut sie dafür täglich rupfen müssen…

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