Yukon: Larger than life

Ein kommen und gehen

Die Reifen setzen auf. Ein Ruck geht durch das Gefährt. Wir bremsen. Ich habe es geschafft! Ich bin angekommen! Langsam rollt das Flugzeug zur Endparkposition, kommt zum stehen. Die Turbinen beenden ihren Dienst und die Leute fangen an sich zu erheben. Da war ich also nun. So lange hatte ich schon überlegt diesen Schritt zu wagen. So lange hat es mich gebraucht alles irgendwie halbwegs zu organisieren. Ich verlasse die Luftmaschine und mache mich auf den Weg zur Gepäckausgabe. Alles ist irgendwie so fremd und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mich fühlte in diesem Moment. Ich war allein und auf mich gestellt. Ich wusste nicht was passieren würde noch was mich erwartet. Aufgeregt und nervös ging ich zur Passkontrolle und fuhr noch aufgeregter, aber auch befreiter mit dem Taxi zum Hostel. Das große Abenteuer begann also! So viele Fragen gingen durch meinen Kopf. Nun, nach etwas mehr als zwei Monaten habe ich so viel gesehen, erlebt und vor allem eines: Leute kennengelernt. Ja fast schon zu viele, denn es wird unmöglich sein mit allen in Kontakt zu bleiben! Was bleibt sind also viele tolle (und auch ein paar weniger tolle) Begegnungen für den Moment und wenige dauerhafte. Das macht aber auch nichts. Auch wenn es schwer fällt, eines hat mir die Reise bisher beigebracht: Genieße den Moment, denn was anderes gibt es nicht!

Rückblicke

Ich liebe ja Rückblicke. Warum weiß ich auch nicht. Warum ist genau das passiert? Warum ist es mir widerfahren? Steckt dort ein Sinn hinter? Ich finde darauf keine Antwort. Letzten Endes glaube ich, dass wir uns entscheiden müssen, welcher Lebensphilosophie wir glauben schenken wollen. Wenn ich betrachte wohin die Reise mich gebracht hat, so wäre es im Prinzip schon fast unfair nur die Reise zu berücksichtigen, denn alles davor müsste auch in einbezogen werden. Ich hatte dazu ein interessantes Gespräch mit einem Physiker. Es ging darum, ob es Zufälle gibt oder nicht. Wenn Dinge aus der Vergangenheit einen beeinflussen, wie schaut es dann mit der Zukunft aus? Er ist so weit gegangen, dass auch Geschehnisse aus der Zukunft Einfluss haben. Das würde im Umkehrschluss aber auch bedeuten, dass alles geschrieben steht und Zufälle nicht existieren. Wir philosophierten noch eine ganze Ecke weiter. Eine Antwort haben wir natürlich dennoch nicht.

Die letzte Woche im Beez Kneez Hostel war schon sehr geil! So viele unterschiedliche Menschen und Stories, das hier gar kein Platz dafür ist. Da ist zum Beispiel der Neuseeländer, der ein Hostel führt in dem es auch erlaubt ist nackt zu sein. Zusätzlich versorgte er uns mit allerlei skurrilen Geschichte, bei denen ich allerdings recht schnell abschaltete. Allerdings scheinen die Neuseeländer in seiner Region sehr aufgeschlossen zu sein. Im Prinzip der perfekte Ort für ihn 😀 Allerdings reizt mich tatsächlich ein Fest in der Region. Das Luminate Festival. Schaut schon sehr abgefahren aus. Anyway, Sarah verließ das Hostel am Freitag zu ihrer ersten Freiwilligenarbeit in Tagish. Unterdessen lernte ich Curt kennen. Wir kamen ins Gespräch und er schlug vor später noch was in einer Bar trinken zu gehen. Warum nicht? Außerdem kennt er jemanden, der mit Sled Dog Kennels zu tun hat und ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken genau das über den Winter zu machen! Mit Olivia, eine Engländerin die den Abend gerade erst ins Hostel kam, beschnackte ich die Idee ein Auto für den Samstag zu mieten. Jan, ein anderer Deutscher, war sich unsicher, ob und wann er seine Reise fortsetzen wollte. Kurzerhand beschloss er mit in die Dayroadtrip Geschichte einzuschlagen und auch Risa, eine Japanerin, konnten wir sehr schnell überzeugen. Gemeinsam haben wir den Abend in der Bar ausklingen lassen und sind später noch einmal zum Hidden Place gegangen. Spuky dunkel sage ich nur! Um ganz sicher zu gehen klatschte ich alle paar Meter mit den Händen. Bären wollte ich nicht um mich herum haben. Unter anderem finden wir es sehr schwer einen Blog zu führen, da die meisten Erlebnisse einfach nur mega sind, die Worte zur Beschreibung sich also schnell wiederholen. Wir beschlossen von nun an einfach alles doppelt zu verbesieren: Der Abend war dementsprechend awesome awesome! Leider sahen wir keine Nordlichter, hatten allerdings viel Spaß!

Die Hündin von Nancy. Immer auf der Suche nach Futter
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Klondike Highway

Nancy, die Hauptmitarbeiterin des Hostels, fuhr Olivia schnell zum Flughafen, denn die Busfahrt hätte ewig gedauert und der Bus wäre auch nicht alle fünf Minuten gefahren. Pretty nice! Unser Ziel: Der Klondike Highway Richtung Skagway, Alaska. Dummerweise wollen die Autovermietungen tatsächlich Geld verdienen und so sind die freien Tageskilometer ein Witz. Schlappe 200 Km sind im Preis inbegriffen. Sprich wir konnten gefühlt gerade einmal die Stadt verlassen…jeder weitere Km schlug mit satten 20 Cents zu Buche. Ohne Auto ist es aber einfach scheiße, so kalkulierten wir eine Gesamtsumme, die für alle vertretbar war und machten uns gegen kurz nach 11 AM auf den Weg. Das Wetter versprach ansehnlich zu werden, auch wenn Wolken sich am Horizont mutig zeigten. Die Strecke war sehr schön und besonders ist Carcross Desert hervorzuheben. Eine Wüstenlandschaft mit Dünen mitten im restlichen Landschaftsbild. Schon strange! Wir liefen eine ganze Zeit herum und fanden sogar mehrere Bärenspuren. Mal ein anderer Beweis, dass sie wirklich existieren. Etwas vor der Grenze zu Alaska drehten wir um und stoppten in Carcross. Selbst hier sind die Deutschen schon vertreten, denn wir fanden uns in einem deutschen Cafe wieder. Sie sind wirklich überall!! Auf der Strecke selbst suchten wir verzweifelt nach Moose, aber diese Viecher wollten sich einfach nicht blicken lassen. Auch kein Grizzly. Damn it!

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Ja fuck, ne Wüste. Wo kommt die denn her? OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Bama: Schuhe wie Bärfuss
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Running down the hillOLYMPUS DIGITAL CAMERA
EagelwatchingOLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Yukov! Ah ne, YukonOLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Kanadas Nr. 1 Altenheim!OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Thanksgiving

Auf dem Rückweg ließen wir Jan an einer Highwaykreuzung raus, denn er plante zu trampen. Ganz schön mutig! Immerhin war es schon recht spät, doch zur Not hatte er ja ein Zelt mit. Wir gaben ihm die Reste unserer Verpflegung mit auf den Weg und verabschiedeten uns. Den Abend versuchten wir erneut Nordlichter zu sehen, in dem wir mit insgesamt 5 Leuten nochmals zum hidden place gefahren sind. Pustekuchen! Der Sonntag startete mit einem kurzen Abstecher zum Miles Canyon und endete mit einem kostenlosen Abendessen vom Hostel. Als Anlass galt Thanksgiving! Eine sehr schöne Geste und gemeinsam mit allen Gästen vom Beez Kneez und zwei Gästen von außerhalb aßen wir Hähnchen und anderes Zeugs (ja fragt mich nicht was :D). Später sind wir zu fünft noch in eine Bar gedüst. Am Montag sollte es dann soweit sein. Ich vereinbarte mit Marie (mein Host für die nächste Zeit), dass sie mich um 1 Uhr abholt. Wieder einmal schloss ich ein Kapitel ab und ein neues war dabei zu starten. Wie doch die Zeit nur rennt…und irgendwie hatte ich mir einen aufgesackt. Blöde Heizung in der Nacht…

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Neue Etappe

Nun sitze ich in der Küche meiner Hostfamilie und fühle mich sehr wohl hier. Ja, trotz der Kids 😛 Ich wurde sehr herzlich begrüßt und aufgenommen. Menna (9) und Eva (6) sind zwei süße Mädels und zeigten mir erst einmal allerhand ihrer Sachen und Dinge, die so machen. Meine Hauptaufgabe während der zwei Wochen wird (tatsächlich :-P) darin bestehen Terry mit dem Feuerholz zu helfen. Wann genau dies von statten gehen soll weiß ich nicht. Im Laufe dieser Woche ist realistisch. Kurzerhand fragten mich die beiden ob ich mit zu einem Thinksgiving Essen zu Freunden mitkommen möchte. Natürlich! Auch wenn ich mich nicht so richtig auf dem Damm fühlte. Meine Güte, was es dort alles zu essen gab…Wahnsinn! Und es war eine riesen Ansammlung von Kindern und Eltern. Etwas ungewohnt für mich, aber es war sehr schön das kanadische Thanksgiving in solch einer Umgebung erleben zu dürfen! So hatte ich zwei Festessen und tolle Erlebnisse und Menschen kennengelernt, bei denen ich herzlichst willkommen geheißen worden bin. Die erste Nacht in der neuen Umgebung war etwas schlaflos, da ich, glaube ich, Fieber hatte. Jedenfalls schlief ich kaum. Ich hasse es krank zu sein…

Work and Planung

Heute bin ich mit Terry zu dem Cross-Country-Ski Club in Whitehorse gefahren. Die Eltern der teilnehmenden Kids sind dazu angehalten bei der Pflege der Trails auszuhelfen. Trailarbeit! Kam mir so bekannt vor… Terry lief bewaffnet mit einer Kettensäge herum und ich entsorgte die herumliegenden Äste an den Rand des Weges. Gute vier Stunden waren wir damit beschäftigt, während es die meiste Zeit nieselte. Unangenehm sag ich euch!

Die letzten Tage bin ich schon fleißig dabei einen Folgejob zu finden. Besonders interessiert mich dabei momentan die Arbeit in einer Hundezucht und / oder bei Hundeschlittenführern. Dies ist nicht nur etwas, um erneut eine wirklich kanadische Erfahrung zu sammeln, sondern auch die Möglichkeit über eine längere Zeit den Winter und mit vieel Glück den Yukon Quest 2015 zu erleben. Bisher schaut es leider nicht so gut aus. Drückt mal bitte die Daumen! Oh, und ich habe mal nach den Preisen für Winterklamotten geschaut…Spenden werden gerne angenommen! Ansonsten wird es diese Plattform nicht mehr lange geben, da der Besitzer erfroren ist! 😉

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Haut rein, euer Christian

7 Gedanken zu „Yukon: Larger than life“

  1. Daumen ganz fest drück*
    wahnsinn was du in den letzten Wochen alles erlebt hast- die Unterhaltung über das was Geschehnisse und Zukunft miteinander zu tun haben, fände ich auch interessant : aber egal ob du weißt wie das große Ganze deines Lebens zusammenhängt, würde es etwas an deinem Leben ändern?
    Viel Glück mit den Wintersachen, sollen wir dir ein Wärmepacket zusenden?

    1. Wenn das Leben vorherbestimmt ist würde es nichts ändern und das Wissen wäre Teil der Vorherbestimmung. Wenn ich so darüber nachdenke könnten wir eigentlich gar nichts machen, denn wir beispielsweise in eine Depression fallen aufgrund des Wissen wäre es bereits Teil des Vorherbestimmten. Dann wiederum frage ich mich, warum es überhaupt ein Bewusstsein (so wie wir es zumindes erfahren) geben sollte. Wir sind ja doch nur Zuschauer in einem großen Puppenspiel und kennen nur nicht den Weg zum Ende. Verwirrend! 😀
      Hab Montag sehr wahrscheinlich ein Gespräch mit einem Hundeführer. Das könnte interessant werden!
      Oh ja, aber ich denke eines wird da nicht reichen. Der Winter dauert hier gute sechs Monate an 😛

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