Caverhill Lodge

Endlich da

Tatsächlich bin ich angekommen, aber was war das für ein Akt…Was ein Tag…da plane ich am Dienstag von Kamloops weiter nach Barriere zu trampen und was passiert? Zuerst habe ich mir einen guten Punkt zum Trampen gesucht. Da die Inhaberin (Marlene) der Caverhill Lodge mir sagte, dass es gut wäre, wenn ich es bis 11 AM in Barriere zu sein, machte ich mich dementsprechend früh auf die Socken. Gegen 9 AM stand ich am ersten Punkt. An einer Abbiegung zum Highway Nr. 5 gen Norden. Schnell wurde mir klar, dass das nicht der optimale Standpunkt ist, da gerade aus ebenfalls ein Highway war. Ein Blick auf meine Kamloopskarte ließ einen besseren Spot erahnen. Also machte ich mich auf den Weg und brauchte sicher eine gute halbe Stunde dorthin. Immerhin meinte einer der Fahrer vom Vortag, dass Hitchhiken völlig normal sei. Ich dachte nicht darüber nach, was passieren könnte sondern tat das, was mir am ehesten einfiel: Den Daumen austrecken.

Pustekuchen!

Die Zeit lief unaufhörlich davon und die vereinbarte Zeit konnte ich nicht mehr einhalten. Irgendwann gegen 11 AM rief ich Marlene an und erklärte ihr die Situation, denn kein einziges Auto machte anstalten mich mitzunehmen. Sie erzählte mir, dass es einen Bus gibt, sie aber nicht glaubt, dass einer zur Mittagszeit fährt. Um das zu klären gab sie mir die Telefonnr. des Busunternehmens und dort rief ich via Münztelefon auch prompt an. Natürlich war niemand erreichbar. Da stand ich nun, an der Tankstelle und wusste nicht wirklich weiter. Wieder rief ich Marlene an. Wenn ich es bis 3 PM nicht schaffen sollte in Barriere anzukommen, sagt sie einem guten Freund Bescheid, da dieser beruflich zu dieser Zeit in der Stadt unterwegs war. Wir vereinbarten, dass ich es einfach weiter versuche und sie gegen 2 PM nochmals anrufe. Die Sonne brannte und die Autos brausten nur so davon. Was machte ich falsch? Ab und zu gönnte ich mir eine Pause an der Zapfe direkt gegenüber. Eigentlich verbrachte ich dort den ganzen Tag. Gegen 2 PM rief ich sie erneut an. Sie fragte scherzhaft, ob ich böse aussehe, weil mich keiner mitnehmen mag. Ich wusste darauf keine Antwort…

Ein Bär!

Irgendwann wurde ich eingesammelt. Hitchhiken hatte ich sowieso schon aufgegeben. Wir fuhren durch Wüstenlandschaft. Zumindest sah es so aus…leider konnte ich keine Bilder machen, aber es war schon erschreckend, da an den Bergkämmen überall die Reste verbrannter Bäume standen. 2003 wütete ein extremes Feuer was das ganze Tal verschlang. Es war so flächendeckend, dass wir min. 15 Minuten überall die Auswirkungen dieses Ereignisses sehen konnten. Wir fuhren zu einer Farm und ich half meinem Fahrer das Fleisch, welches er in der Stadt für seine Kunden besorgt hat, abzuladen. Das war das Mindeste was ich tun konnte als Dankeschön^^ Immerhin konnte ich so auch einmal eine Schlachterei von innen sehen. Gruselig…vor allem die von der Decke hängenden toten Tierkörper. Wenig später sammelte mich auch schon Larry ein, der Mann von Marlene. Stylisch mit Cowboy Hut, Bart und Holzfällerhemd. Auf dem weiteren Weg zur eigentlichen Caverhill Lodge (satte 24 KM durch die Wildnis auf einem Schotterpfad) unterhielten wir uns über die verschiedensten Dinge. Es war wirklich spannend und Larry mega freundlich. Auf halber Strecke sah ich einen Tierkopf aus einem Feld herausschauen. Schnell sagte ich, dass dort ein Bär sei. Wir machten kehrt und Larry sagte mir, dass ich austeigen soll, damit ich besser sehen kann. Wir guckten beide auf das Feld und konnten am Waldrand ein Tier ausmachen. Aber ein Bär war es nicht, sondern ein Elch! Und das lustige darin ist, dass Elche nur noch kaum zu sehen sind. Es war somit also etwas sehr besonderes, auch wenn es kein Bär war.

Die Ankunft

Die letzte Strecke mussten wir per Boot zurücklegen. Es war einfach traumhaft…der Wald geht genau bis zum Rand des Sees und vermittelte ein wahnsinns Gefühl mitten in der Natur zu sein. Nach 5 Minuten erreichten wir den Anleger und ich wurde herzlich von Marlene und der anderen Helferin begrüßt. Es war schön, endlich angekommen zu sein und mir wurde auch gleich meine eigene Hütte gezeigt. „Abschließen?“ Larry schaute mich mit großen Augen an. Tja, ich muss mich hier wohl noch an einiges gewöhnen. Das Essen wurde gerade vorbereitet, wobei alle am selben Tisch sitzen. Also sowohl die Mitarbeiter als auch die Gäste der Lodge. Schon konnte ich helfen in dem mich an der Hausarbeit beteiligte. Im Anschluss sollte ich einfach in die Gruppe gehen und mich vorstellen. Ich tat wie gehießen und schon bald gab es Essen. Mein derzeitiges Motto: Alles probieren. Und so gab es Karottensuppe als Vorspeise, ein Fleischgericht und als Nachspeise Cinimonrolls. Vergleichbar mit Franzbrötchen. Das Essen war super! Auch wenn ich keine Ahnung hatte, was ich da tatsächlich aß. Irgendwie ist es hier anders. Ziemlich anders.

Dunkel

Dadurch bedingt, dass hier NICHTS ist und wir mitten in der Natur sind, ist es dementsprechend auch dunkel. Stockdunkel. Ich saß, nachdem wir noch klarschiff gemacht und den Tisch für Frühstück vorbereitet haben in der Haupthütte um mit der Außenwelt zu kommunizieren. Das funktioniert über Satelliteninternet. Jedenfalls wollte ich irgendwann zu Bett…und musste, mit Taschenlampe bewaffnet den Weg durch die Finsternis zu meiner Hütte finden. Gruselig!! (Und auch gerade jetzt sitze ich alleine in der Haupthütte und muss gleich durch das Dunkle schreiten…) Bären und Wölfe sind hier heimisch, meiden den Platz aber. Dafür gibt es jede Menge Eichhörnchen und andere Tiere. Meine Hütte ist gemütlich, hat einen Ofen und eine Komposttoilette. Duschen sind in einer Extrahütte untergebracht. Die ersten paar Stunden waren einfach nur überwältigend! Das ist genau der richtige Platz!

Voller Arbeitstag

Der erste (richtige Tag) ist nun vorbei und ich habe eine Menge von der Lodge gesehen und kräftig nach dem Frühstück (es gab unter anderem Omlett mit Pilzen, Gemüse, Kartoffeln etc (Lecker!)) dabei geholfen, die Sicht auf den See frei zuhalten, in dem ich die mit der Kettensäge abgesägten Bäume und Äste auf einem Haufen sammelte. Das war ganz schön hart auf Dauer, hatte ich doch extra Schutzkleidung an und natürlich eine Jacke darunter…und das in der prallen Sonne. Mir wurde gezeigt wie Holz mit einer Maschine gespalten wird (was ich auch prompt selber machen durfte), dann wurden mir und der anderen Helferin gezeigt wie der Wassertank gefüllt wird und wie die Motorboote gestartet werden. Gesehen habe ich unter anderem die Eiskammer (mehrere Tonnen Eis, die im Winter vom zugefrorenem See entnommen werden), den Komposthaufen (der einen elektrischen Zaun hat um die Bären fern zu halten), ich habe die Bekanntschaft mit John Henry gemacht (ein Pferd das Nachmittags frei herumläuft) und vor allem habe ich den „Shop“ von Larry gesehen. Eine Handwerkshütte vom allerfeinsten…

Going for a ride

Gegen 3 PM konnten wir uns eine Auszeit nehmen und wir sind zu dritt mit Pferd und Hund auf einem Trail zu einem weiteren See gegangen. Larry hatte John Henry gesattelt und ritt stilecht auf einem 150 Jahren Sattel vor uns her. Irgendwann fragte er, ob ich es auch einmal probieren möchte. Hell yeah! Er zeigte mir wie man aufsteigt und schon saß ich auf John Henry und ritt in Schleichfahrt den Trail entlang. Das war mega geil und hat eine Menge Spaß gemacht! Angst hatte ich keine, selbst als es etwas steiler den Hügel hinabging war John Henry sicheren Hufes unterwegs. Manchmal hielt er an und mampfte etwas Gras und Beeren, die am Wegesrand wuchsen. Da musste ich ein wenig die Sporen geben (die hatte Larry an, ich nutze das mal als Verdeutlichung 😉 ). Gegen 5 PM waren wir wieder an der Lodge und konnten uns noch eine kleine Auszeit gönnen, ehe die Gäste von ihren Tagesausflügen zum Abendessen zurückkamen.

Ein Traum

Marlene und Larry sind ein eingespieltes Team, extrem aufgeschlossen, hilfsbereit, verständlich und einfach nur unbeschreiblich herzlich. Ich habe bereits in den 1 1/2 Tagen eine Menge erlebt, gesehen und gelernt, ja sogar probiert! Zum Beispiel Blueberrys. Das Essen hier ist einfach nur unglaublich gesund und die meisten Dinge schmecken mir sogar sehr! Die Gegend ist herrlich. Zum Abschalten perfekt! Was sich die beiden hier aufgebaut haben ist mehr als nur ein Leben. Es ist der Traum vieler Leute, doch die beiden leben ihn tatsächlich. Es ist harte Arbeit! Und der Monat bleibt für knapp 7 Monate bestehen, dafür sind die beiden gesund und vor allem eines: glücklich! Es ist toll Teil des Ganzen zu sein und ich bin den beiden sehr dankbar dafür, dass ich hier sein darf. Natürlich arbeite ich auch dafür und das nicht wenige Stunden, aber das finde ich nur fair für den Ausgleich an dieser zauberhaften Oase verweilen zu dürfen. Jedem, der Kanada von seiner herzlichen und zugleich ruhigen Art und Natur erleben will, rate ich an diesen Ort zu kommen. Etwas besonderes der Extraklasse!OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Euer Christian

PS: Sorry für die vielen Fehler, die sich sicher eingeschlichen haben, aber ich bin ziemlich müde, muss morgen früh raus und habe kaum noch Akku. Außerdem muss ich gleich wieder durch das Dunkle laufen…dafür hoffe ich sehr, dass wir demnächst einen wolkenlosen Nachthimmel bekommen, denn Marlene hat bereits angeboten, dass wir dann mit Kajaks auf den See fahren um den Sternenhimmel in voller Pracht zu genießen!

7 Gedanken zu „Caverhill Lodge“

  1. Wow! das klingt klasse- irre was du da für leckereien bekommen hast- bring die Rezepte mit !!!! Das ist soviel zu lesen dass ich mich jetzt echt beeilen muss zur arbeit zu kommen >.<
    Wahnsinn was du in den letzten Wochen alles erlebt hast!!!!

  2. Einfach super das du nach deiner Überfahrt gut angekommen bist und sehr herzlichst aufgenommen wurdest.
    Deine Unterkunft sieht sehr romantisch aus :-),dein kleines Reich für dich,das Foto auf dem Pferd wow!!t Super dein Motto:“ Essen wird alles probiert“LG dicke Umarmung!!!

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