Good job!

Das Leben im Nirgendwo

Ich finde es ausgesprochen schön hier auf der Caverhill Lodge. Die Atmosphäre hat etwas Magisches und es fühlt sich an wie die letzte Festung vor der sich alles verschlingenden Zivilisation. Fließend Wasser – Check. Heißes Wasser – Check. Moderne Küchengeräte – Check. Und dennoch…der Ort, die Ruhe, die Menschen. Es ist nicht wirklich einfach zu beschreiben. Im besten Falle erlebt man es selbst. Trotz der unvertrauten Umgebung und diesem Gefühl der Andersartigkeit fühle ich mich gut aufgehoben (oder vielleicht sogar gerade deshalb) und es ist bisher meine beste Entscheidung gewesen hier her zu gehen. Da ich aber nicht zum relaxen sondern arbeiten mit Boni hergekommen bin, sind die Tage lang und voller Arbeit. Das gefällt mir!

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Immer was zu tun

Hauptsächlich bestehen meine Aufgaben aus Routineaufgaben im Haushalt. Sprich Geschirr waschen, Geschirrspülmaschine ein- und ausräumen, Badezimmer säubern, Lodge reinigen, Bioabfälle auf den Kompost bringen und Müll verbrennen. Andere Aufgaben sind z.B. das Wasser aus den Booten auspumpen, den Wassertank auffüllen, Feuerholz mit dem Woodsplitter herstellen, Kindling herstellen, Eis für die Kunden auffüllen, etc. Nebenbei gibt es noch weitere Aufgaben, die stark variieren. Letztens half ich dabei Gäste abzuholen, die zu viele Sachen dabei hatten, um sie alleine zu schleppen. Ab und zu helfe ich auch in der Küche selbst aus, in dem ich z.B. Fleisch brate. Neben all der Arbeit gibt es immer wieder mal Zeiträume der Ruhe, wo wir zu viert gemeinsam beisammen sitzen, etwas essen, uns näher kennenlernen und einfach quatschen. Einen Nachmittag hatte ich sogar die Möglichkeit mir ein Kajak zu schnappen und den Caverhill Lake mit diesem zu erkunden. Es war so großartig und gruselig zugleich. Teilweise habe ich mich treiben und von der Stille einfangen lassen. Frische Luft. Plätscherndes Wasser. Wind, der die Haut berührt. Der eigene Herzschlag. Ruhe.

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Viele Erlebnisse

Es macht unglaublich viel Spaß von Marlene und Larry einer ihren vielen Storys zu hören und sich mit den beiden zu unterhalten. Das nette beisammensitzen und gegenseitige Wertschätzen macht mich einfach glücklich und letztens hatten wir sogar die Chance etwas außergewöhnlichem beizuwohnen. Marlene war kurz draußen, sprang wieder in die Lodge und rief: „Kommt raus! Das müsst ihr hören!“. Es war dunkel und so standen wir dort mit einem weiteren Gast auf der Veranda, still und lauschten. Und da! Tatsächlich…heulende Wölfe! Dazu der Mond, der halb durch die Wolkendecke scheint und sich auf dem Wasser spiegelt. Dann wieder Stille…ein Blitz zuckt durch die Nacht und ein entferntes grummeln kündigt ein Gewitter an. Wow! Viele Bilder bleiben mir einfach im Kopf hängen und sind für mich teilweise surreal, da ich sie nur aus dem Fernsehen kenne. Wann habt ihr zuletzt einen Cowboy (mit Hut und co.) dabei beobachtet, wie er auf der Veranda sitzt, seinen Hund streichelt während vor ihm sein Pferd grast?

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Auf nach Barriere

Schon im Vorwege sprach Marlene an, dass bald eine Art Messe (Barriere Fair) für Farmer in der Stadt Barriere sein wird. Zusammen mit der Farm am Fuße des „Berges“ organisierte sie mir eine Schlafmöglichkeit und gleichzeitig auch ein Gespräch mit Julian, der Aushelfer auf der Farm so dass wir einen Treffpunkt auf dem Fair ausmachen konnten. Dadurch, dass alle Gäste am Samstag die Lodge verließen, hatten die andere Helferin und ich viel zu tun. Es galt unter anderem die Bäder und Hütten komplett zu reinigen und wieder einzugsfähig herzustellen. Irgendwie haben wir dann länger gebraucht als geplant, aber das war besser als die Arbeit auf den Sonntagabend oder Montagabend zu verlegen. Irgendwann kamen wir dann auch los – Yeah! Da Larry schon vorher gefahren war mussten wir nun selbst mit einem der Motorboote fahren. Ach herrje, großmaulig sagte ich, dass ich bereits Erfahrung mit Booten habe, denn immerhin hat mein Schwager ebenfalls ein Boot, welches ich auch schon des Öfteren fahren durfte. Gut, dass mir keine 5 Meter vom Steg entfernt der Motor ausging. Ich hatte keine Ahnung.

Zwischenstopp Farm Rainer

Ich lenkte das Boot noch etwas unbeholfen über den See, aber wir hatten überlebt und ruderten die restlichen Meter sehr unbeholfen gen Steg. Zum Glück schaute keiner zu, denn das muss sehr lustig ausgesehen haben. Wir stiegen in den Wagen (alter, sehr staubiger (:-P) Golf 3) der Helferin und machten uns auf den 24 Km langen Weg runter zur Farm. Wir unterhielten uns über Tiersichtungen, die wir bereits in Kanada hatten und da stand und schaute er: Ein kleiner Schwarzbär am Wegesrand. Schnell hüpfte er in die Böschung und verschwand. Das war also meine erste Bärenbegegnung in freier Wildbahn. Erinnerte mich etwas an den Serengheti Park, denn immerhin war ich auch im Auto. Wir schlängelten uns den Berg hinab und erreichten schlussendlich die Farm. Dort wurden wir herzlich begrüßt und mir wurde sogar angeboten, dass ich noch gerne duschen kann bevor es zum Fair geht. Außerdem durfte ich meine Wäsche waschen. DAS nenne ich mal Gastfreundschaft!

Fair

Das Wetter war nicht so der Hit. Dicke Regentropfen und wie ich später hörte auch Hagelkörner trübten meine Vorfreude etwas auf den Fair. Tatsächlich aber war bestes Wetter vor Ort, so dass wir, nachdem ich die anderen vor Ort (Julian und Pio (Franzose)) gefunden hatte, den Weg zur „Arena“ gingen. Bullriding stand auf dem Plan! Von einer erhabenen Position betrachteten wir das Spektakel und es gab auch durchaus lustige Szenen zu bestaunen, als z.B. einer der Bullen sich lieber im Schlamm wälzen anstatt wieder zurück zum Sammelpunkt wollte. Zwischendurch gab es auch andere Disziplinen, fragt mich aber nicht was das alles war. Ich könnte es komplizierter beschreiben als es eigentlich war, aber das lass ich lieber. Vom Vizepräsident des Fairs bekam ich eine Karte für den Dance, die „Disco“ der Veranstaltung. Country Music! Awesome! Zusammen mit den Jungs beobachtete ich sich das füllende Gebäude. Und auch wie sonst überall auch muss ein Pärchen mit dem Tanzen starten, ehe die anderen folgen. Ich hatte meinen Spaß den Abend (und es war zum Glück nicht nur Country Music ;-)) und fiel müde auf die Couch auf der Farm.

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Fair again

Die Fair ging über das Wochenende und noch den Montag. Ein Feiertag bei den Kanadiern – Labour Day! Nach dem Frühstück sind wir zu fünft noch einmal zum Fair gefahren und haben, wie soll es auch anders sein, noch einmal Bullriding und ähnliches gesehen. Beim ersten Mal war es noch wirklich beeindruckend. Diese pure Gewalt, die von den Muskelbergen ausgeht ist fast schon angsteinflößend. Wie sagte Larry: Diese Tiere wollen dich töten. Doch nach dem gefühlt 1.000 mal stellte sich eine Ermüdung ein. Wir liefen also kreuz und quer über die Veranstaltung bis es Zeit war sich wieder auf den Weg nach Hause zu machen. Larry holte uns um 7:30 PM vom Steg mit seinem Boot ab und Marlene war happy, dass ich nicht doch geflüchtet bin. Wir aßen noch Abendbrot, unterhielten uns über das Wochenende und gingen auch schon bald schlafen, denn das Wochenende war schon ziemlich anstrengend.

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New skills

Vielleicht erinnert ihr euch an „Cast Away – Verschollen“? Wo Tom Hanks auf der Insel strandet und versucht zu überleben? Irgendwann schafft er es sogar ein Feuer zu machen. Das habe ich dann auch mal versucht in meiner Hütte im Ofen. Es blieb dann auch beim Versuch. Fast schon peinlich fragte ich Larry, ob er mir zeigen könnte, wie am besten ein Feuer im Ofen gestartet wird. Marlene meinte daraufhin, dass Larry dafür z.B. nicht viel mit Computer anzufangen wüsste. Leider ist ein Feuer aber wichtiger zum Überleben als sich mit IT-Dingen auszukennen. Er zeigte es mir ein paar Mal und schon klappt es sogar! Ja, ich habe Feuer gemacht! Und es geht tatsächlich nicht wieder sofort aus. Ja, lacht nur. Ich kenne nur Heizungen zum auf- oder zudrehen. Oh, und ich habe Schrimps probiert. Eher nicht so mein Fall. Dafür esse ich nun auch Gurken. Ja, die Walddinger. Und das Dessert gestern…awesome! Selbstgemachte Biscuits in Form einer Schüssel mit Schlagsahne, selbstgemachten Eis, Pfirsichen und selbstgemachte Schokoladensoße…Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich alles probiert habe. Es ist zu viel um es aufzuzählen und stellenweise weiß ich einfach nicht, was das ist.

Einfach schön

Ich genieße es jeden Tag hier zu sein. Die neuen Gäste sind sehr nett und es sind sogar Auswanderer aus Deutschland dabei. Es ist mehr als interessant ihre Story zu hören und neue Eindrücke zu gewinnen. Alle sind sehr herzlich und liebenswert. In der Küche gab es gestern viel zu lachen und es macht einfach Spaß. Nur an den Weg zur Hütte abends im Dunkeln kann ich mich nicht gewöhnen. Das ist mir streckenweise noch immer zu gruselig. In meinen Tätigkeiten werde ich selbständiger und besser, was noch fehlt ist die „richtige“ Geschwindigkeit. Dies ist allerdings meine persönliche Sichtweise, denn bisher scheinen wir dennoch sehr gute Arbeit hier auf der Lodge zu verrichten.

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Wie geht es weiter

Wenn alles klappt kann ich bis Ende September auf der Lodge bleiben. Es gibt noch mehrere Arbeiten, die vor dem Winter erledigt werden müssen und ich kann dabei wohl gut helfen. Außerdem sind noch ein paar Unternehmungen geplant, wie zum Beispiel Angeln, Kajakfahren, Hiken etc. Mit Glück kann ich vielleicht sogar auf der Farm unten mit einem ATV durch die Gegend heizen und kommenden Sonntag kommen die Jungs von der Farm zur Lodge, so dass wir gemeinsam Hiken können oder ähnliches. Marlene bot außerdem bereits an, dass die beiden auch gerne mal am Wochenende übernachten können, so dass wir mehr Zeit haben. Großartig! Was danach kommt? Julian hat ein Auto und will nach Jasper und Banff. Durchaus besteht die Chance, dass wir für die Zeit gemeinsam reisen. Es bleibt also spannend und ich sehe entspannt dem entgegen, was noch kommt. Ob es aber besser werden kann als momentan vermag ich nicht zu sagen. Das Essen wird allerdings schwer zu toppen sein.

Euer Christian

PS: Ich habe mich auch an einem äußerst gefährlichem Pferd probiert 😛

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10 Gedanken zu „Good job!“

  1. Wunderschöne Fotos, und gut zu wissen das du dich wohlfühlst!! Fair und dann Disco super!!
    Feuer machen w/Überleben, hier trifft Natur auf IT-Dinge:-) das kann man nicht googeln! da braucht man:-))
    Hilfe von Experten. LLGG

  2. Ich staune immer wieder, wenn ich deine Blocks lese =) Was du alles so erlebst und für coole Sachen machst-ich glaub wenn du wieder da bist, werde ich grün angelaufen sein – vor lauter Neid =)
    Deine Bilder sind super, den kleinen Bleckdrachen finde ich besonders süß 😛 Ich will auch so einen O:) UND die Rezepte für das leckere Essen und die Kekse will ich auch!!!!

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