Es wird kalt

Eine Seefahrt…

Feine Regentropfen fallen auf mich nieder. Der Wind pfeift mir um die Ohren. Es ist kalt. Der Tee und das Kaminfeuer fünf Minuten zuvor kommen mir wie eine Ewigkeit entfernt vor. Bekleidet mit einem wasserfesten Hosenanzug, einer wärmeren Regenjacke und wasserdichten Jacke darüber sitze ich vorne in einem der Motorboote, welches unaufhörlich hart gegen das Wasser schlägt beim kurzen eintauchen. Durch die hohe Geschwindigkeit wirkt der Wind noch kälter als er es sowie schon ist. Der Himmel ist grau und trist, Wolken wohin man auch schaut. Das Thermometer zeigte knappe 2 Grad diesen Morgen. Mein Bett ist viel zu weit entfernt und es nützt nichts, denn die Boote an den verschiedenen Seen müssen für den Winter vorbereitet werden. Die Landung an dem Steg bereitet Schwierigkeiten aufgrund des Windes, so dass zwei Anläufe nötig sind. Dann also mal los. Was ein rauer Montagmorgen.

Sonntag

Während des ganzen Tages sehnte ich mich zum Sonntag zurück. Julian, PO, Laura (auch Helfer) und die Besitzer (Karl und Debbie) der Rainer Farm besuchten uns in der Lodge. Die drei kannten Caverhill noch nicht. Das wurde Zeit zu ändern! So machten wir uns gemeinsam mit Larry, Karl, John Henry und Haley auf den Weg zum Aussichtspunkt. Wieder einmal lernte ich viel Neues über Caverhill durch die Storys von Karl. Das Wetter war das komplette Gegenteil vom Montag. Warm, sonnig und regelrecht windstill. Ein herrlicher Tag. Einfach perfekt! Nach der längeren Pause auf dem Peak selbst entschlossen wir uns, uns mit Kajak und Paddleboard auf zur Treasure Island zu machen. Immerhin musste ich sie doch überzeugen einen gemeinsamen Campingausflug zu starten. Der Weg dorthin war schon mit Gelächter übersät, als Pio als französischer Eroberer Kurs auf Julians Paddleboard nahm.

Boot für Boot

Die Schritte fallen mir schwer, auch wenn wir gerade einmal ein paar Meter vom geparkten Boot entfernt sind. Der Boden und Pfad ist durchgeweicht. Die Pflanzen drum herum lassen durch das Gewicht des Wassers trist den Kopf hängen. Regnet tut es zum Glück gerade nicht. Der Weg führt über Stock und Stein. Noch immer ist es kalt, aber die Bewegung wärmt mich zumindest etwas auf. Der erst See ist erreicht und gemeinsam ziehen wir zwei Boote aus dem Wasser. Dann lehnen wir sie an einen der Bäume und binden sie fest. Das Gewicht des Schnees würde die Boote zerdrücken, so dass nur eine hochkante Position Schutz bietet. Hier sind wir fertig. Wir weichen vom Pfad ab und gehen einen Weg, der nicht für Gäste gemacht ist. Er ist noch unebener und teilweise mit moorähnlichen Konditionen versehen. Ich konzentriere mich besonders bei den schweren Stellen, um nicht im Morast stecken zu bleiben. Plötzlich liegt vor uns ein umgefallener Baum, der den Weg blockiert. Larrys trockener Kommentar: „Oh, chainsaw.“

Der Plan

Julian fiel dabei glatt ins Wasser. Wie gut, dass ich seine Kamera just in dem Moment parat hatte. Auf der Insel selbst beschnackten wir die Idee des Camping Ausfluges, nachdem wir diese so gut es ging erkundeten. Groß ist sie nicht. Feuerholz ist bereits vorhanden und die besagte Toilette steht noch immer dort. Der Gedanke eines Campingabenteuers gefiel allen, so dass wir uns darauf einigten den Plan in der Tat umzusetzen! Irgendwann machten wir uns auf den Weg zurück zur Lodge, denn es wurde schon spät und wir wussten nicht, wann Debbie und Karl zurück zur Farm wollten. Der Tag endete mit einem Saunabesuch, den ich allerdings ausfallen lies. Mir war nicht nach Sauna. Es war einer sehr schöner und gelungener Tag und ich freue mich auf das kommende Wochenende, an dem die Campingaction losgehen soll. Je nach Wetter versteht sich.

Noch mehr Boote

Bevor Larry die jaulende Kettensäge ansetzt zeigt er mir noch Spuren von einem Elch, der über den Baumstamm gesprungen ist. Diese Pfade werden generell gerne von Elchen, Bären und Wölfen benutzt. Passende Exkremente sollten wir später auch noch finden. Er schneidet gekonnt den Baum in passende Stücke und ebnet somit den Weg für uns. Weiter geht es, Schritt um Schritt und Stein über Stein. Noch insgesamt vier weitere Seen besuchten wir. An einem bauten wir eine kleine Vorrichtung zwischen zwei Bäumen, um dort die Boote anlehnen zu können. Wir hatten einige Gesprächsthemen rund um die Caverhill Lodge, aber auch über die Natur in der Umgebung und die Holzfällerprobleme, die die Umgebung in ihrer Schönheit gefährden. Irgendwann stapften wir wieder zurück zum Boot und Larry wollte noch einen weiteren See besuchen, war aber viel zu schnell unterwegs, so dass wir fast schon zur Hälfte mit dem Boot auf das Land bretterten. Oh ha! Als wir vom Boot stiegen sagte er nur: „Today is not my day.“

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Gespräche

Der Dienstag hingegen war ein sehr entspannter Tag. Er startete mit einem gemeinsamen Hike mit Marlene und Haley. Larry war in die Stadt gefahren um ein paar Dinge zu erledigen. Im guten Tempo eilten wir wieder einmal auf den Aussichtspunkt. Wir sprachen viel über Selbstständigkeit und die Angst der Leute etwas in ihrem Leben zu verändern, obwohl sie sich in der Situation, in der sie sich befinden, nicht wohl finden. Viele fügen sich dem Glauben, dass sie zu alt sind um etwas gravierend zu ändern. Auch solch Reisen, wie ich sie und andere unternehmen, sehen viele als unmöglich an, da ihnen das Geld oder die Zeit fehlt. Doch alles, was es im Prinzip braucht ist es das Geld für den Flug aufzubringen. Hier auf der Caverhill Lodge kann ich ohne einen Cent auszugeben eine geile Zeit erleben und wenn ich wollen würde könnte ich auf Farmen oder anderen Unternehmen als Helfer für Unterkunft und Essen arbeiten. Mir ist klar, dass natürlich nicht nur der Flug bezahlt werden muss. Es geht vielmehr um den Gedanken, dass es keine Hindernisse sind, die nicht aus der Welt zu schaffen sind. Wenn man denn nur wirklich will! Wenn!

Vorbereitungen

Damit ich nicht ganz überfordert am Wochenende für das Campen bin zeigte mir Marlene wie ihr mittlerweile über 20 Jahre altes Zelt aufgebaut wird. Teilweise mussten wir mit Klebeband arbeiten, denn die Metallstreben hielten nicht mehr ganz so, wie sie es einmal taten. Das Regenschutzmaterial hatte seine beste Zeit wohl auch schon hinter sich, denn Marlene warnte mich vor, dass es zwar nicht tropft, die Wände bei Regen aber nass sind. Oh je…das konnte ja was werden! Wir bereiteten Pancake Zutaten vor, suchten Besteck und Töpfe für das Lagerfeuer, packten verschiedene Lebensmittel ein und nicht gerade selten viel der Spruch von ihr, dass wir ja auch zurückkommen können, wenn alle Stricke reißen. Ein Campingabenteuer mit 25 Jahren muss eben gut geplant sein, nicht wahr? Oh je…

Cookies!

Cookies sind lecker! Selbstgemachte noch viel mehr. So durfte ich mich an einem der Cookierezepte versuchen, die ohne Backofen auskommen. Beim aufkochen der Masse ist mir natürlich die Schokolade angebrannt…aber das sei nicht meine Schuld, sondern lag wohl am Topf. So war meine erste Auflage selbstgemachter Schokocookies leicht angebrannt im Geschmack, aber dennoch essbar. Beim nächsten Mal sollte es schon besser klappen. Denke ich. Dafür sind ihre Lemoncookies mehr als nur gut geworden…Wahnsinn! Bei Zeiten will sie mir das mit diesen Keksen auch zeigen. Was ich alles hier noch lernen soll an Rezepten 😀 Der Tag endete mit selbstbelegter Pizza und Larrys Abenteuern aus der Stadt. Und es wurde wieder kälter.

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Die linken (ja, Schoko!) Cookies habe ich gemacht. Rechts daneben sind die leckeren Lemoncookies. Das andere Foto zeigt mich fertig für den Weg zu meiner Cabin. Beides Handyfotos. Sorry für die Quali.
Euer Christian

PS: Hier könnt ihr Larry bei einem seiner Hot Yoga Stunden begutachten. Wer will da nicht sofort mitmachen??

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=uME_-wDHouc

Das Video ist eine Antwort auf einen Witz einer Gruppe, die zu Besuch bei der Lodge waren. Herrlich! 😀

6 Gedanken zu „Es wird kalt“

  1. Oh dass klingt aber nach Spaß!!! Ich will auch Cookies- bitte bitte bitte bitte (etc. ;)) bring die tollen Rezepte mit!
    Was eure Gedanken angeht: Ist das nicht immer das Problem? Die Gedanken die wir uns machen, versperren oder ebnen uns den Weg für alles Folgende?
    Das Viedeo ist echt klasse =) Larry scheint ein cooler Typ zu sein- aber der Hund!!! Los! Dognappe ihn! =)

    1. Ich habe keine Ahnung wie das mit den Cookies geht, wenn ich nicht das Rezept vor der Nase habe xD
      Jap, Gedanken sind schon fiese kleine Dinger^^ Und nein, wenn ich das mache, dann komme ich nicht lebend nach Hause 😀

  2. Ja, leider sind es immer die Gedanken, die einem viele Wege versperren, umso wichtiger ist es, dass du die Zeit jetzt geniesst und dieses Denken, welches du gerade erlernst, immer wieder abrufen kannst! Ich bin wahnsinnig stolz auf dich und freue mich schon jetzt auf das leckere Essen, was du uns mal zaubern wirst ;o) Larry ist ein cooler Typ und ich bin sehr froh, dass die Beiden dich so herzlich aufnehmen und dir soviele, auch lebensnotwendige Dinge vermitteln!
    Unbekannte Grüße an die Beiden! Pass auf dich auf, dicken Kuss von Schwesti ❤️❤️❤️

  3. Verrückt, dieser schnelle Wetterumschwung, toll zu hören das die Besitzer & Co von der Rainer Farm
    euch besucht haben! Campen alla Kanada schon spannend :-)) stelle dir das mal in DE vor, sowie die Boote so Winterfest zu machen! Wieder tolle Eindrücke, Larrys Hot Yoga Stunde super.. ueben seit gestern!! LLGG

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