Up North

Da bin ich entspannt beim Duschen und was passiert? Ein nicht gerade angenehmer Geruch breitet sich aus. Das wird doch nicht…? Ein schneller Blick lässt mich kurz ergrauen. Die Toilette ist von Wasser umgeben und langsam bahnt sich es den Weg zur Tür. Hä? So schnell es nur geht trockne ich mich ab, schmeiß mich in Klamotten, platziere ein Handtuch um das Schlimmste zu verhindern und stratze die Treppe hoch. „Hi, I am from downstairs. I need immediately your help. The bathroom runs full of water.” Die Reaktion war natürlich nicht erfreut und schnell ging es für uns beide wieder bergab. Das Wasser hatte sich zum Glück nicht so stark ausgebreitet. Weitere Handtücher sorgten dafür, dass möglichst alle Wege abgeschottet waren. Der Pümpel verhalf keine Besserung. Etwas ratlos schauten wir uns an. Klempner rufen! Das sollte also mein letzter Tag in Calgary sein? Da habe ich das ganze Apartment für mich alleine und dann geschieht solch ein Desaster? Überflüssig sage ich da nur! Ich kochte mir etwas zu essen während Mario sich um den Abfluss kümmerte und überlegte was ich mit dem Tag anfangen sollte. Calgary Zoo klang gut, so dass ich mich entschloss zu den Zoolights zu gehen, bei dem ein Großteil des Zoos mit Lichtern ausgestattet wird. Kurz vorm Gehen bot mir Beverly (die Besitzerin des Hauses) an, dass sie mich als Entschädigung gern zum Flughafen fahren kann. So machte ich mich mit dem Wissen, nicht auf Öffis angewiesen zu sein, auf den Weg zum Zoo, empfand es als allerdings nicht sooo spektakulär. Dafür hatte ich ein schönes Gespräch mit einem freiwilligen Helfer Paar vor einem prasselnden Feuer. Nun bin ich wieder in Whitehorse und überlege, was ich mit all der Zeit anfange werde, die vor mir liegt.

Möglichkeiten, Optionen und andere Gelegenheiten

Der Flug war sehr entspannt. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Edmonton flog die Boeing 737 direkt nach Whitehorse durch. Gute vier Stunden war ich unterwegs und hatte bereits vergessen, wie eng diese Flugzeuge sein können. Mein Ausblick hielt sich in Grenzen. Meist hatten wir eine dichte Wolkendecke unter uns. Genossen habe ich allerdings die Reisegeschwindigkeit und das Wissen wieder zur Hostfamilie zurückzukehren. Calgary war schön, aber die Stadt hätte mich auch so vermutlich nicht viel länger halten können. Nun habe ich mit Marie ausgemacht, dass ich bis Januar hier bleibe. Wie lange genau vermag ich nicht zu sagen. Ich freue mich jedenfalls erst einmal über einen weiteren Monat bei der Familie und eine sichere Bleibe. Weihnachten hier verbringen zu können ist sicher eine Erfahrung wert, auch wenn ich selber keine starke Verbundenheit mit dieser Art von Fest verbinde. Doch was kommt danach? Was habe ich eigentlich noch vor hier auf der anderen Seite der Weltkugel? Ehrlich gesagt ist es momentan nicht so viel. Was mich definitiv reizt ist Dawson City, etwa sechs Stunden mit dem Auto von hier entfernt. Dazu kommt noch Inuvik, welches noch eine ganze Ecke weiter im Norden liegt. Und ein jeder, der Kanada betritt war mit großer Wahrscheinlichkeit in der Region Jasper/Banff. Doch danach kommt eigentlich nichts mehr gerade auf meiner Liste. Der Osten reizt mich nicht so sehr, auch wenn ich des Öfteren bereits die Empfehlung ausgesprochen bekommen habe dorthin unbedingt einen Abstecher zu machen. Doch ehrlich? Cities haben momentan nicht so wirklich den Charme um mich von hier wegzulocken. Und nur da gewesen zu sein, um genau das sagen zu können? Der Weg ist zu weit und bin ich erst einmal dort, ist es unwahrscheinlich, dass ich wieder umdrehe. Zwei Künstler auf dem Art Market haben mir angeboten bei ihnen vorbeizuschauen und das bisher beste Angebot kam von Nichole: Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Nähe von Vancouver und ich kann gerne vorbeikommen um mit ihnen abzuhängen und gemeinsam mit ihrem Segelboot durch die Gegend zu schippern. Richtig fett! Außerdem hatte sie die Idee, dass ich zurück zur Caverhill Lodge kommen kann, denn die beiden hüten ein von Ende Januar bis Mitte Februar. Eine gute Gelegenheit die Lodge im kalten Winter kennen zu lernen. Zudem planen Vincent und ich gerade die Möglichkeit eines Besuchs und die gemeinsame Reise von ca. einem Monat. Habt ihr sonst noch Ideen?

Schaut aus wie eine schlechte 2D Map in einem Videospiel
OLYMPUS DIGITAL CAMERA Darf es ein wenig kalt sein?
OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Und weiter?

Momentan greife ich gedanklich sehr weit vor. Alles bisher Geschriebene sind Möglichkeiten, aber keine konkreten Pläne (außer vielleicht die gemeinsame Reise). Offenbar bin ich derzeitig stark wechsellaunig, denke ich über die Reise in südamerikanischen Ländern nach. Immerhin bin ich die nächste Zeit noch auf dieser Seite unserer Erdkugel. Also nun doch nicht zurück nach Europa? Ach verdammt…ist das denn alles so schwer? Nein, eigentlich nicht. Eine Entscheidung werde ich jetzt sowieso nicht fällen, die Gedanken sind meist nur zu weit voraus. Wie war das noch einmal mit den Punkten, nach denen ich handeln will? Ach ja, lebe den Moment… Die letzten beiden Tage habe ich damit verbracht den Geschirrspüler auf Vordermann zu bringen. Der sieht jetzt aus wie neu und wurde bisher noch nie so detailliert gereinigt. Allerdings war dies auch bitter notwendig…Ein Liste mit Dingen, die ich erledigen kann hängt bereits am Kühlschrank. Doch morgen habe ich einen freien Tag und vielleicht gehe ich wandern. Ist noch nicht sicher. Die Planung anderer Menschen ist manchmal schwer durchschaubar. Der November verflog jedenfalls rasend schnell und ich bin gespannt auf den Dezember. Ein kleiner Schock traf mich als Marie mir erzählte, dass Feuerwerk in Whitehorse verboten ist. Ich hätte eh nicht viel gekauft, aber nicht erlaubt? Nun gut, sie meinte, dass trotzdem Feuerwerk verschossen wird. Allerdings illegal. Sollte ich es wagen?

Meine To-Do Liste für die nächste Zeit
OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Ich fühlte mich wirklich wie in Harry Potter
IMG_1983

Euer Christian

PS: Rekordtemperatur für mich mit 25 Grad minus. Es war ein wenig kalt beim Eiskratzen des Autos, aber ich hoffe, dass es noch weiter abrutscht 🙂

Schreibe einen Kommentar